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Botanischer Spaziergang am 10.7.2021 um den Drumlin Heidengestäud bei Raderach

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Titelbild: Zwerg-Hollunder, Attich (Sambucus ebulus) (Foto A. Winter)

Zur Einführung

Der Spazierweg  entspricht weitgehend der Route des letzten Jahres. In dem Protokoll vom letzten Jahr findet sich auch eine Beschreibung der Drumlin-Entstehung und ein Hinweis auf die Gebäudereste auf dem Gipfel des Hügels, die möglicherweise auf eine keltische Fliehburg zurückzuführen sind. Der Exkursionsteilnehmer und Hobbyarchäologe Rudolf Lang meint allerdings, die Reste stammten aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer späteren Zeit und wären im Zusammenhang mit dem aufgegebenen Ort Tepfenhausen zu sehen. Der Name tritt heute noch als Gemarkungsbezeichnung in der topographischen Karte auf. Bevor wir losgehen, weise ich darauf hin, dass bei Raderach am Ende des letzten Weltkrieges ein Motorenprüfstand für die V 2-Raketen eingerichtet wurde. In diesem Zusammenhang wurden KZ Häftlinge aus Dachau als Zwangsarbeiter hierher verlegt und in einem Barackenlager unterhalb von Raderach untergebracht.

Wiese und Wegrand

Die Wiese rechts des Weges war letztes Jahr gerade zum zweiten Mal gemäht, dieses Jahr wurde sie noch gar nicht gemäht. Das vorherrschende Wiesengras, der Glatthafer, hat schon gelbe Halme, sodass die ganze Wiese ein bisschen wie ein reifes Getreidefeld aussieht. Dazwischen sieht man aber noch eine ganze Menge blühender Pflanzen und um die soll es im ersten Teil unserer Exkursion gehen. Die Teilnehmenden sammeln Wiesenblumensträuße und die verschiedenen Pflanzen werden dann auf einem Leintuch sortiert und beschriftet. Erstaunlicherweise finden sich auf der Wiese auch die typischen Getreidefeld-Pflanzen Klatsch-Mohn und Kornblume. Besonders auffällig sind die weißen Dolden von Wiesen-Bärenklau und Wilder Möhre. Vor allem die Blüten des Wiesen-Bärenklaus werden sehr gerne von verschiedenen Insekten besucht, die das offen liegende Nektarangebot schätzen, zum Beispiel Fliegen und Käfer. Wir können allerdings nur sehr wenige Tiere beobachtenund werten das als ein Indiz für den starken Rückgang der Insekten. Die Wilde Möhre ist die Stammpflanze von Möhre bzw. Mohrrübe bzw. Gelber Rübe bzw. Karotte.

Pflanzen von Wiese und Wegrand (Foto A.Winter)

Artenliste der Pflanzen von Wiese und Wegrand (zusammengestellt von Anastasia Winter)

  • Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas)
  • Kornblume (Cyanus segetum)
  • Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius)
  • Gewöhnlicher Rainkohl (Lapsana communis)
  • Echte Nelkenwurz (Geum urbanum)
  • Kleinköpfiger Pippau (Crepis capillaris)
  • Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium)
  • Wilde Möhre; Gelbe Rübe (Daucus carota subsp. carota)
  • Raue Gänsedistel (Sonchus asper)
  • Rote Lichtnelke (Silene dioica)
  • Zickzack-Klee; Mittlerer Klee (Trifolium medium)
  • Weiß-Klee (Trifolium repens)
  • Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
  • Einjähriges Berufkraut; Feinstrahl (Erigeron annuus)
  • Wald-Ziest (Stachys sylvatica)
  • Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum)
  • Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora)
  • Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)
  • Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)
  • Weiße Taubnessel (Lamium album)
  • Gewöhnlicher Dost, Oregano (Origanum vulgare)
  • Blutweiderich (Lythrum salicaria)
  • Glatthafer (Arrhenaterum elatius)
  • Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense)
  • Wolliges Honiggras (Holcus lanatus)
  • Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum)

Silphienfeld

Die neue Kulturpflanze Silphium perforatum (Verwachsenblättrige oder Durchwachsenblättrige Silphie, Becherpflanze) aus der Familie der Korbblütler wächst hier schon im vierten Jahr ohne neue Aussaat. Im Gegensatz zu Mais können diese Pflanzen bis zu zehn Jahre aus dem gleichen Stock wachsen und immer wieder geerntet werden. Ihre Biomasseproduktion ist durchaus mit Mais vergleichbar und deshalb können die Pflanzen – ähnliche wie Mais – zur Gewinnung von Silofutter oder für die Biogasproduktion eingesetzt werden. Dadurch, dass die Felder nicht brach fallen und umgebrochen werden, wird die Erosion verringert. Auf Herbizide kann ebenfalls verzichtet werden und bisher sind die Pflanzen auch nicht sehr anfällig für Parasiten. Die Pflanze ist auch relativ trockenresistent, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass das Wasser; das in den Bechern am Blattgrund gesammelt wird, direkt aufgenommen werden kann.

Landwirte, die Silphien anbauen, erhalten eine Subvention, sie dürfen jedoch keine Pestizide einsetzen. Die Blütenstände enthalten viel Nektar und werden sehr gerne von Bienen besucht. Teilnehmer* innen berichten, dass Silphien-Honig auch schon in Oberteurings Hofläden angeboten wird. Wir können am Rand eines entfernteren Silphienfeldes einige Bienenkästen entdecken.

Pflanzliches Mimikry

Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) (Foto A. Winter)

Die Nesselblättrige Glockenblume ähnelt in ihrem Habitus – solange die Blüten noch nicht zu sehen – sind sehr stark einem Brennnesselspross, weil ihre Blätter wirklich den Brennnesselblättern sehr ähnlich sind. Solches Brennnessel-Mimikry kennt man auch von einer ganzen Reihe anderer Pflanzenarten, zum Beispiel Taubnesseln, Hohlzahn-Arten und Wald-Ziest. Inwieweit diese Pflanzen damit tatsächlich erreichen, dass sie von Weidegängern weniger gefressen werden, ist meines Wissens bisher nicht genauer untersucht worden.

Johanniskraut

Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) (Foto K. u. F. Rostan)

Zu Johanni, dem christlichen „Mitsommerfest“ am 24. Juni, an welchem Johannes des Täufers gedacht wird, blüht auch das Echte Johanniskraut.(Hypericum perforatum), wegen der scheinbar durchlöcherte Blätter – gegen das Licht sieht man Öltröpfchen in den Blättern als helle Punkte – auch Tüpfel- Johanniskraut genannt. Die Pflanze wurde früher auch als „Herrgottsblut“ bezeichnet, da beim Drücken noch geschlossener Blütenknospen ein dunkelroter Flüssigkeitstropfen sichtbar wird. Dieses „Blut“ verdankt seine Farbe dem Hypericin, einem Antrachinon-Farbstof mit medizinischer Wirkung.

Strukturformel des Antrachinon-Farbstoffs Hypericin (aus Wikipedia)

Vermutet wird, dass die antidepressive Wirkung darauf zurückgeht, dass die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin gehemmt wird und diese deshalb in den Synapsen länger in höherer Konzentration vorliegen. Dafür sind neben dem Hypericin vermutlich auch noch andere Inhaltsstoffe des Johanniskrauts verantwortlich. Eine Nebenwirkung des Farbstoffmoleküls ist, dass es die Fotosensibilität des Körpers erhöht. Nach äußerlicher Anwendung kann es bei Sonneneinwirkung zur Bildung von Blasen kommen. In der Leber fördert Hypericin den Abbau verschiedener Stoffe, auch von Arzneimitteln, unter anderem von Gestagenen der Antibabypillen, deren Wirkung dadurch gemindert wird. Da sich Hypericin vor allem in Zellen krebsartiger Gewebe sammelt, kann es zur Fluoreszenzdiagnose von Krebszellen eingesetzt werden (Wikipedia).

Die ebenfalls beobachtete antivirale Eigenschaft von Johanniskrautauszügen geht vermutlich darauf zurück, dass das Hypericin bei Belichtung Sauerstoffradikale bildet, welche die Viren angreifen.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Ende Juni Anfang Juni blüht nicht nur das Johanniskraut sondern auch das Mädesüß (Filipendula ulmaria). Dieses Rosengewächs mit seinen weißen Blütenrispen wächst auf feuchten Wiesen, bevorzugt entlang von Gräben aber auch an quelligen Stellen, wie hier an der Wegböschung. Der Name geht vermutlich darauf zurück, dass die süßlich duftenden Blüten früher zu automatisieren von Wein und Met verwendet wurden („Metsüße“ ). Eine andere Deutung ist „Mahdsüße“, denn nach dem Abmähen verströmen die Pflanzen einen süßlichen Duft (Wikipedia).

 Wir graben ein Stück Rhizom (unterirdischer Wurzelspross) aus. Wenn man den erdigen Geruch abzieht, kann man deutlich einen Duft wahrnehmen, der an Zahnpasta oder gewisse Kaugummisorten erinnert. Er geht auf den Inhaltsstoff Salicylsäure-Methylester zurück. Der Stoff kommt auch in anderen Pflanzen vor, zum Beispiel im Wintergrün. Unter dem Namen „Wintergrünöl“ wird er als Mittel gegen rheumatische Beschwerden aber auch als Badezusatz ich angeboten, ebenso findet er in Kaugummis und Krauttabak (Snus) Verwendung. Wegen seiner antiseptischen Wirkung wird der Stoff auch in Zahnarztpraxen eingesetzt.

Salicylsäure ist ein Stoff, der in vielen Pflanzen gefunden wird. Lange bekannt ist sein Vorkommen in der Rinde von Weiden (Gattung „Salix“). Der Stoff wirkt nicht nur als Fraßschutz sondern auch als pflanzliches Pheromon (von Pflanze zu Pflanze übertragener Signalstoff). Der Acetylsäureester der Salicylsäure, Acetylsalicylsäure, ist besonders bekannt unter dem Firmennamen Aspirin. Diese Bezeichnung wurde aus Acetylsalicylsäure und dem alten wissenschaftlichen Namen des Mädesüß Spiraea filipendula zusammengesetzt.

Blattminen

Als Blattminen bezeichnet man die Larvengänge von bestimmten Insektenarten (Kleinschmetterlinge, Kafer, Fliegen) in Blättern. Die Larevn fressen das Blattgewebe, lassen aber obere und untere Blattepidermis stehen. Es gibt flächig entwickelte Platzminen und Gangminen, die mit der Larvengröße an Breite zunehmen – wie bei dem von uns beobachteten Fall derMinierfliege Phytomyza horticola in Blättern der Rauen Gänsedistel.

Gangmine der Mücke Phytomyza horticola in Blatt der Rauen Gänsedistel (Foto A. Winter)

Gallen der Ahorn-Gallwespe

Als wir die Bergeshöhe erreicht haben, biegen wir zunächst noch nicht links ab, sondern gehen einige Schritte weiter, um den freien Blick auf dem Gehrenberg und das Hepbach-Leimbacher Ried zu genießen. Ein vom Sturm umgebogen der junger Berg-Ahorn-Baum hat an einigen seiner Blätter eigenartige Auswüchse.

Gallen der Ahorn-Gallwespe (Pediaspis aceris) mit Inquilinen (Foto A. Winter)

Diese Gallen oder Cecidien sind pflanzliche Bildungen, die von anderen Organismen ausgelöst werden. Häufig sind dies Insekten, aber auch Milben und Pilze können für die Bildung von Pflanzengallen verantwortlich sein. Dabei sind diese Organismen nur die Impulsgeber. Die Gallen werden ganz alleine von den Pflanzen gebildet und bestehen aus Pflanzenzellen.

Die Weibchen der Ahorn-Gallwespe (Pediaspis aceris) legen im Frühjahr Eier an die Blattunterseiten oder Blattstiele von Ahorn-Arten. In der Folge bilden sich kugelige Gallen, aus denen im Juli männliche und weibliche Wespen schlüpfen (geschlechtliche Generation). Nach der Paarung legen die Weibchen Eier an Berg-Ahorn-Wurzeln, die zu ihrer Entwicklung in Wurzelgallen zwei Jahre benötigen. Aus ihnen schlüpfen wieder Weibchen, die sich ohne Befruchtung fortpflanzen (parthenogenetische Generation).

Die von uns beobachten Gallen zeigen eine eigenartig unregelmäßige Form. Das kommt daher, dass sie von Inquilinen – Untermietern – befallen wurden. In diesem Fall handelt es sich um Erzwespen der Art Dichatomus acerinus. Durch diesen Befall wird das Gewebe der Galle zu weiterem Wachstum angeregt. Mit einiger Mühe schneiden wir eine der Gallen auf. Es zeigt sich, dass sie sehr hart – richtiggehend verholzt – ist, und viele Kammern enthält, in denen winzige Larven zu erkennen sind. Vermutlich haben die Gallwespen bereits die Galle verlassen und es handelt sich um die Larven der Erzwespe.

Blick auf das Hepbach-Leimbacher Ried und den Gehrenberg

Nach diesem Blick ins Detail gehen wir noch einige Schritte weiter und haben dann einen sehr schönen Ausblick auf das Naturschutzgebiet Hepbach-Leimbacher Ried und den die Gehrenberg. In dem breiten Tal verläuft am Ende der Eiszeit eine Schmelzwasserrinne, in der teilweise Seen aufgestaut wurden. Daraus entwickelte sich das heute unter Naturschutz stehende Ried. Der 752 m hohen Gehrenberg hat deutlich andere Dimensionen als die Drumlins. Er besteht zum großen Teil nicht aus eiszeitlichen Ablagerungen sondern aus Süßwassermolasse, einem Sedimentgestein des Tertiärs.“Er ist durch Erosion während der letzten Vereisung entstanden. Nach der vorletzten Vereisung haben sich in tiefer gelegenen Gebieten Schotter abgelagert, die durch kalkhaltiges Wasser verfestigt wurden. Dieser harte eiszeitliche Nagelfluh bot bei der letzten Vereisung einen erhöhten Widerstand gegen Erosion und so kam es zur Reliefumkehr: frühere Täler wurden zu Bergen“ (Exkursionsprotokoll von 2020).

Als ornithologische Besonderheit macht uns Hans-Jürgen Walliser auf den gut hörbaren fötenden Gesang eines Pirols aufmerksam.

Hochstauden am Wegesrand

Besonders auffällig ist der große Bestand des Zwerg-Hollunders (Sambucus ebulus, auch Pferde- Hollunder oder Attich), der gerade in voller Blüte steht. Im Aussehen ähnelt die Pflanze durchaus anderen Hollunder-Arten, auch die später sich bildenden schwarzen Beeren sehen sehr ähnlich aus wie die des Schwarzen Hollunders. Allerdings handelt es sich im Gegensatz zu Schwarzem Hollunder und Trauben-Hollunder um eine krautige Pflanze, deren Sprosse im Herbst absterben und jedes Jahr neu aus dem unterirdischen Rhizom austreiben. Außerdem hat der Zwerg-Hollunder einen ausgesprochen unangenehmen Geruch – und das zu Recht, denn die ganze Pflanze ist giftig und der Verzehr der Beeren kann zu heftigen Vergiftungserscheinungen führen (Übelkeit, Erbrechen Durchfall).

Nach Wikipedia wurde der Zwerg-Hollunder bereits im Altertum und später auch im Mittelalter Mittel zum Abführen schädlicher Körpersäfte eingesetzt und sogar als Gegengift bei Schlangenbissen verwendet.

Artenliste

  • Zwerg-Hollunder (Sambucus ebulus)
  • Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
  • Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense)
  • Lanzett- Kratzdistel (Cirsium vulgare)
  • Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum)
  • Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
  • Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
  • Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)
  • Große Brennnessel (Urtica dioica)
  • Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
  • Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
  • Gewöhnlicher Wasserdost  (Eupatorium cannabinum)
  • Rasen-Schmiele (Deschampsia caespitosa)
  • Riesen-Schachtelhalm (Equisetum maximum)
  • Blutweiderich (Lythrum salicaria)

Bergab durch den Buchenwald

In dem ganzen Wald auf dem Drumlin Heidengestäud haben die Unwetter der vergangenen Wochen erhebliche Schäden angerichtet. Vor allem Nadelbäume (Fichten) waren betroffen, aber hier sehen wir eine große Buche, die praktisch längs gespalten wurde. Die eine Hälfte steht noch.

Nachdem die eingeschleppte Pflanze (Neophyt) Drüsiges Springkraut uns schon auf unserem ganzen Weg begleitet hat, sehen wir hier nun auch die einzige einheimische Springkraut-Art, das Große Springkraut (Impatiens noli-tangere), eine ausgesprochene Schattenpflanze. Im Gegensatz zu dem ebenfalls hier am Wegrand stehenden Kleinen Springkraut (Impatiens parvifloa) blüht es noch nicht. Das Kleine Springkraut ist – wie die beiden anderen Arten – eine einjährige Pflanze. Es ist ursprünglich in Zentralasien vom Altai bis zum Hindukusch verbreitet und wurde ebenfalls nach Mitteleuropa eingeschleppt.

Springkräuter sind mit über 1000 Arten die wichtigste Gattung der Balsaminengewächse. Außer in Australien sind sie weltweit verbreitet mit der größten Artenvielfalt in tropisch-subtropischen Gebirgen. Die bekannte Zimmerpflanze „Fleißiges Lieschen“ ist ein Springkraut (Impatiens walleriana).

Eine weitere häufige Pflanze an schattigen Waldwegen ist das Große Hexenkraut (Circaea lutetiana), das im Gegensatz zu den beiden anderen Hexenkraut-Arten keine herzförmigen Blätter hat. Charakteristisch sind die kleinen, traubig angeordneten Klettfrüchte.

Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana). Deutlich erkennbar sind die Guttationstropfen in den Winkeln der Blattzähne. (Foto K. u, F. Rostan)

Waldsaum mit Berberitzen

Bevor wir unseren Rundgang weiter Richtung Süden fortsetzen, folgen wir dem asphaltierten Weg ein Stück Richtung Norden am Waldrand entlang. An dieser Waldseite ist eine sehr schöner, dichter Waldsaum aus Sträuchern ausgebildet. Solcher dichter Waldrandbewuchs kann den Wald bei Unwettern vor zu starken Sturmschäden schützen. Der Hauptgrund für unseren Abstecher ist das Vorkommen von Berberitzen-Sträuchern (Berberis vulgaris). Die Gewöhnliche Berberitze, wegen ihrer sauer schmeckend Früchte auch Sauerdorn oder Essigbeere genannt, ist in Europa und Asien weit verbreitet.

Berberitze (Berberis vulgaris) mit unreifen Früchten (Foto A. Winter)

Als Zwischenwirt des Getreide-Schwarzrostes, eines gefährlichen Getreideparasiten, wurden zeitweilig versucht, dieser Pilzkrankheit durch Ausrottung der Berberitzen Herr zu werden (was aber misslang).

Ich habe auf der Exkursion fälschlicherweise erzählt, dass auch die als Superfood bekannten Goji-Beeren von Berberitzen stammen würden. Das ist falsch, Goji-Beeren sind die Früchte des Bocksdorns (Gattung Lycium), die allerdings sehr ähnlich aussehen wie Berberitzen-Früchte. Aber auch Berberitzen werden im Iran und im vorderen Orient vor allem als Zutat zu Reisgerichten und Fleischspeisen geschätzt. Bei uns kann man sie vor allem getrocknet kaufen.

Artenliste

  • Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris)
  • Blutroter Hartriegel (Cornus sanguineus)
  • Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus)
  • Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)
  • Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
  • Faulbaum (Frangula alnus)
  • Hunds-Rose (Rosa canina)
  • Weißdorn (Crataegus spec.)

Rückweg

Zu den beiden nordamerikanischen Baumarten Rot-Eiche (Quercus rubra) und Douglasié (Pseudotsuga menziesii) finden sich ausführlichere Angaben in dem letztjährigen Exkursions-Protokoll.

Weil der Waldweg einen relativ matschigen Eindruck macht folgen wir – anders als im letzten Jahr – dem kleinen Sträßchen am Waldrand entlang. Dabei fällt uns besonders ein gelb blühender Korbblütler auf, den ich zunächst für das Gewöhnliche Habichtskraut (Hieracium lachenalii) halte. Flora incognita schlägt das Gewöhnliche Bitterkraut, auch Habichtskraut-Bitterkraut genannt (Picris hieracioides) vor, und das erweist sich als richtig. Die Pflanze kann man ganz gut an den deutlich abstehenden Hüllblättern des Blütenköpfchens und den tatsächlich sehr bitteren Geschmack erkennen.

Gewöhnliches Bitterkraut (Picris hieracioides) (Fotos K. u. F. Rostan, W. Probst)

Am Waldrand kurz vor unserem Parkplatz ist vor einer kleinen Ruhebank ein Zierpflanzenbeet angelegt worden. Dort fallen vor allem Taglilien (Hemerocallis) mit ihren großen, leuchtend orangen Blüten auf. Dazwischen blühen Färber-Hundskamillen (Anthemis tinctoria). Auch eine Yucca (Yucca filamantosa) hat ihre Blüten gerade entfaltet. Vermutlich nicht angepflanzt blühen dazwischen zahlreiche Sprosse des Echten Seifenkrautes (Saponaria officinalis).

Botanischer Spaziergang am 8.8.2020 zum Drumlin Heidengestäud bei Raderach

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Tourist-Information

St.-Martin-Platz 9

88094 Oberteuringen Tel. 07546 299-25

Die Tourist-Information und der Arbeitskreis Tourismus laden Feriengäste und Einheimische ein:

Botanischer Spaziergang

mit Prof. Dr. Wilfried Probst

Samstag, 08.08.2020, 10:00 Uhr

Ersatztermin bei schlechtem Wetter: 15.08.2020

Treffpunkt: Wanderparkplatz westlich von Raderach am Drumlin Heidengestäud.

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Kopie aus den Topografischen Karten 1:25 000 Markdorf 8222 und Friedrichshafen 8322 des Landesvermessungsamtes Baden-Württemberg

Unser Spaziergang führt uns in die Raderacher Drumlinlandschaft. Rund um den Drumlin „Heidengestäud“, auf dessen Gipfel sich ein möglicherweise prähistorischer Ringwall befindet, bietet der Weg einen sehr schönen Ausblick auf das Hepbach-Leimbacher Ried. Auf unserer kleinen Runde achten wir besonders auf die sehr artenreiche Flora der Wegränder. Wir werden aber auch eine neue Kulturpflanze kennenlernen.

Für empfindliche Personen empfiehlt sich die Mitnahme eines Mückenschutzmittels.

Bitte beachten Sie die bekannten Hygiene- und Schutzmaßnahmen sowie den Mindestabstand von 1,5 m.​ Die Teilnehmer sind verpflichtet, ihre Kontaktdaten zu hinterlassen.

Dauer jeweils ca. 2,5 Stunden. Die Veranstaltung ist kostenlos.

Teilnahme auf eigene Gefahr.

Drumlins

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Raderacher Drumlinlandschaft, 22.6.2013 (Foto W. Probst)

Die Landschaft um Raderach ist gekennzeichnet durch viele langgestreckte Hügel, die im Profil etwa wie ein umgekehrter Löffel aussehen, mit einer etwas steileren und einer länger ausgezogenen Seite. Diese in der letzten Eiszeit entstandenen Formen werden mit einem irischen Ausdruck als Drumlin bezeichnet (von irisch „Druim“ „schmaler Rücken“). Ihre Ausrichtung entspricht der Fließrichtung des Gletschers (Abbildung). Über ihre Entstehung gibt es unterschiedliche Theorien. Wenn man annimmt, dass der Gletscher über ein plastisches Grundmoränenmaterial aus alten Sedimenten fließt, kann man sich gut vorstellen, dass kleine Erhebungen im Untergrund zu einem Aufstau führen. Größe und Form hängen dann vom Material, von der Fließrichtung des Gletschers und von der Geschwindigkeit des Abtauens ab. Häufiges auftreten von Drumlinfeldern – wie in der Umgebung von Raderach – gilt als Indiz für ein rasches Abtauen.

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Entstehung eines Drumlins

Im Google-Earth-Bild kann man das Raderacher Drumlinfeld sehr gut erkennen, da die Hügel im Gegensatz zum Umland bewaldet sind

Heidengestäud

Der kleine Berg, um den uns unser Spaziergang herumführen wird, ist in der topographischen Karte 1: 25.000 TK 8222 Markdorf als „Heidengestäud“ bezeichnet. In der Liste von Burgen und Schlössern in Baden-Württemberg wird die Wallanlage unter Heidengestied genannt. Dass solche Bergkuppen und speziell auch Drumlins für Befestigungsanlagen genutzt wurden, ist nicht ungewöhnlich. Ob es sich bei diesem Rest einer Wallanlage tatsächlich um eine alte keltische Viereckschanze handelt, ist nicht unumstritten. In diesem Fall wäre sie mindestens 2500 Jahre alt. Möglicherweise wurde das Bauwerk aber auch erst später im Mittelalter errichtet.

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Foto aus der Liste von Burgen und Schlössern in Baden-Württemberg

Auch der Ort Raderach wurde auf einem Drumlin erbaut, und zwar an einer Stelle, an der im 13. Jahrhundert eine Burg errichtet worden war. Die Steine der Burg wurden zum Teil für den Bau des heutigen Gasthofs Krone verwendet.

Der Spaziergang

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Der Exkursionsweg (Auschnitt aus TK 8222 Markdorf)

Wir folgen zunächst dem Weg am Waldrand entlang. Die Wiese rechts vom Weg wurde leider gerade gemäht, der zweite Schnitt in diesem Jahr. Von den Wiesenpflanzen sieht man deswegen nur noch wenig an den Wegrändern. Die auffälligste Wiesenpflanzen, die kurz vor dem Schnitt den Aspekt der Wiese bestimmt hat, ist aber auch am Wegrand reichlich vorhanden: Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium). Sie kommt vor dem ersten Schnitt normalerweise nicht zum Blühen, treibt dann aber danach noch einmal aus und wird vor dem zweiten Schnitt die höchste Pflanze der Wiese. Empfindliche Leute können mit einer leichten Hautallergie auf die Berührung mit Wiesen-Bärenklau reagieren (Wiesen-Dermatitis), kein Vergleich allerdings mit den heftigen Reaktionen auf den Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum).

Weitere Arten von Wiesen- und Wegrand: Scharfer Hahnenfuß, Gewöhnliche Schafgarbe, Weiße Taubnessel, Gefleckte Taubnessel, Wirbeldost, Gewöhnliches Johanniskraut, Nesselblättrige Glockenblume, Gewöhnlicher Rainkohl, Kleiner Pippau, Wolliges Honiggras.

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Die Durchwahsenblättrige Silphie ist eine neue Nutzpflanze in Mitteleuropa, die vor allem der Biomasseproduktion dient

Bei 1 kommen wir an ein Feld mit sehr hohen, gelb blühenden Pflanzen. Die Blüten sehen ein bisschen wie kleine Sonnenblumen aus. Es handelt sich um die Durchwachsenblättrige Silphie (Silphium perfoliatum), ein aus Nordamerika stammender Korbblütler. Die Pflanze wird seit einigen Jahren als ergiebiger Biomasseproduzent in Mitteleuropa angebaut. Sie lässt sich auch als Futter- und Silagepflanze und als Bienenweide nutzen.

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Das besondere Merkmal der bis 3 m hoch wachsenden, mehrjährigen Pflanze sind die gegenständigen, am Stängel zu Paaren verwachsenen Blätter, die einen Becher bilden. Der im englischen gebräuchliche Name „cup plant“ wurde deshalb auch ins Deutsche übernommen: Becherpflanze.
(Foto J.Probst, 8.8.2020)

Die Silphie kann zehn Jahre lang am gleichen Standort geerntet werden und produziert ab dem zweiten Jahr mit 13-20 t Trockenmasse pro Hektar sogar eher mehr als Mais (http://bizz-energy.com/biogasbranche_wirbt_f%C3%BCr_us_pflanze) . Dass sie sich gegenüber Mais bisher trotzdem noch nicht durchgesetzt hat liegt vor allem daran, dass die Kosten im ersten Anbaujahr verhältnismäßig hoch sind. Im ersten Jahr bilden sich nur grundständige Rosetten, die schnell von Unkraut überwuchert werden und dieses Unkraut kann weitgehend nur mechanisch bekämpft werden. Ab dem zweiten Jahr ist jedoch die Beschattung des Bodens so stark, dass Unkräuter zurückgehalten werden. Eine kostengünstige Lösung wäre es deshalb, im ersten Jahr eine Mischkultur mit Mais anzulegen. Dadurch, dass die Kulturen über mehrere Jahre bestehen bleiben können, ist auch die Bodenerosion gering.

Zwei Stammarten von Kulturpflanzen

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Kompass-Lattich (Lactuca serriola) (Foto W. Probst, 2016)

Der Weg geht nun steiler bergauf, am Hang zum kleinen Drumlin rechts ist ein großes Silphienfeld zu sehen. Links am Wegrand fällt uns eine Pflanze mit fast senkrecht stehenden, tief gebuchten und etwas bestachelten Blättern auf, die eine reich verzweigten rispigen Blütenstand mit vielen kleinen Korbblüten entwickelt hat. Der Kompass-Lattich oder Stachel-Lattich (Lactuca serriola) hat seinen Namen daher, dass er an sonnigen Standorten seine Blätter senkrecht und weitgehend in Nord-Süd-Richtung ausrichtet, wodurch sie vor der starken Sonneneinstrahlung geschützt werden. Er gilt als die Stammpflanze des Grünen Salates (Lactuca sativa). Die genetische Ähnlichkeit der beiden Arten ist so groß, dass man heute davon ausgeht, dass eine Aufspaltung in zwei Arten nicht gerechtfertigt ist.

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Wegwarte (Cichorium intybus)
(Foto J.Probst 8.8.2020)

Die zweite Art, ebenfalls ein Korbblütler, hat schöne hellblaue Blütenköpfe in lockeren Blütenständen. Der deutsche Name „Wegwarte“ (Cichorium intybus) bezeichnet ihren typischen Standort an Wegrändern. Die Wildpflanze, nach ihrem wissenschaftlichen Namen auch „Zichorie“ genannt, wird bis heute in einigen Gegenden des Mittelmeergebietes als Salat oder Gemüse verwendet. Sie ist auch eine traditionelle Heilpflanze zur Appetitanregung und Stimulierung von Verdauungssäften. Als Wurzelzichorie hat man aus ihren gerösteten Pfahlwurzeln Kaffeeersatz hergestellt (Zichorien-Kaffee). Erst im 19. Jahrhundert wurde aus Zichorien der Chicoréesalat gezüchtet : „Nach einer Überlieferung zog der Chefgartenbauer am Botanischen Garten in Brüssel, Bresier, 1846 die ersten Chicoréesprossen. Die Wurzeln ließ er zwar noch im Freiland wachsen, zum Sprossen verhüllte er sie jedoch lichtdicht, so dass sie möglichst wenig Bitterstoffe entwickelten. Nach einer anderen Version soll diese Art des Treibens auf eine zufällige Beobachtung zurückgehen: Als belgische Bauern 1870 ihre Zichorienwurzeln infolge ungewöhnlich hoher Ernte im Gewächshaus einschlugen, entdeckten sie während des Winters die kräftigen Knospen.“ (Wikipedia, 12.8.2020).

Auch der Endiviensalat gehört zur Gattung der Wegwarten oder Zichorien. Die Heimat von Cichorium endivia ist das Mittelmeergebiet. Heute werden weltweit zahlreiche Endiviensalatsorten angebaut.

Bei 2 erreichen wir einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf den Gehrenberg, die Orte Hepbach und Leimbach und das davor liegende Naturschutzgebiet Hepbach-Leimbacher Ried, das von einer Heckrinder-Herde beweidet wird. Bei dem mit gut 750 m ü.NN hohen Gehrenberg handelt es sich um keinen Drumlin. Er ist durch Erosion während der letzten Vereisung entstanden. Nach der vorletzten Vereisung haben sich in tiefer gelegenen Gebieten Schotter abgelagert, die durch kalkhaltiges Wasser verfestigt wurden. Dieser harte eiszeitliche Nagelfluh bot bei der letzten Vereisung einen erhöhten Widerstand gegen Erosion und so kam es zur Reliefumkehr: frühere Täler wurden zu Bergen.

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Blick aufs Hepbach-Leimbacher Ried am 27.4.2012 (Foto W. Probst)

Die Panoramakarte zeigt ein Landschaftsbild, bei dem sich der Gletscher etwa auf eine Linie vom Schussenbecken bei Ravensburg bis Markdorf zurückgezogen hat. Dabei hat sich im Bereich des heutigen Hepbacher-Leimbacher Rieds ein Eisstausee gebildet, aus dem sich das Ried mit seinen bis 10 m mächtigen Torfschichten entwickelt hat. Heute liegt dort die Quelle der Brunnisach.

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Autor: Thommi Gitter, entnommen aus: Markdorf, Geschichte und Gegenwart, 1990
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Wegränder mit Hochstauden

Wir gehen dann ein kleines Stück zurück und folgen dem Weg in den Wald hinein, der hier von relativ jungen Bäumen mit einem hohen Anteil an Berg-Ahorn gebildet wird. Der Weg wird gesäumt von einer breiten Hochstaudenflur 3. Bemerkenswerte, besonders große Stauden sind der giftige Pferde-Hollunder (Sambucus ebulus), im Gegensatz zu seinen Schwesterarten Schwarzer Hollunder und Trauben-Hollunder kein Gehölz sondern eine krautige Pflanze; Wald-Engelwuz (Angelica sylvestris), Behaarte Karde (Dipsacus pilosus), außerdem Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Lanzett-Kratzdistel (Cirsium vulgare), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera), Wiesen-Bäremnklau (Heracleum sphondylium), Große Brennnessel (Urtica dioica), Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) und Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum).

Auf der linken Seite es Weges ist die Vegetation teilweise weniger üppig. An dem Grabenrand entdecken wir Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythrophyllum).

Weitere Arten sind Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), Gewöhnlicher Dost oder Oregano (Origanum vulgare), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Die Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) deutet auf einen Quellhorizont hin. Auch einzelne Bulte des Pfeifengrases (Molinia caerulea) und Wasserdost (Eupatorium cannabinum) zeigen feuchten Untergrund an.

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Kaisermantel auf dem Blütenstand einer Behaarten Karde (Foto J. Probst, 8.8.2020)

Der Weg führt nun wieder bergab in einen schönen Buchen-Hochwald (Waldmeister-Buchenwald). Die übrigen Hochstauden erhalten hier nicht mehr genügend Licht aber einen Bestand von Hexenkraut (Circaea lutetiana) und Kleinblütigem Springkraut (Impatiens parviflora) reicht das Licht aus.

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Fliege (cf. Mesembrina maridiana) auf Kanadischer Goldrute (Solidago canadensis)
Foto: J. Probst, 8..8.2020

Am Hangfuß mündet unser Weg in einen breiteren Weg 4. Hier stehen wegnah sehr große Exemplare der amerikanischen Rot-Eiche (Quercus rubra) . Ihre spitz ausgezogenen Blattlappen kennzeichnen sie als „Spitzeiche“. Diese artenreiche Gruppe der Eichen (Sektion Lobatae) ist ursprünglich auf Amerika beschränkt, einige Arten werden aber heute an vielen anderen Orten angebaut. Die Rot-Eichen hier zeigen eine sehr üppige Naturverjüngung. Im Gegensatz zu unseren einheimischen Eichenarten benötigen die Eicheln der Rot-Eiche zum Reifen zwei Jahre.

Ein zweiter nordamerikanischer Baum, der seit dem 19. Jahrhundert auch in Mitteleuropa forstlich genutzt wird, ist die Douglasie oder Douglastanne (Pseudotsuga menziesii). Ob er wirklich die durch Klimawandel bedrohten Fichten als Forstbaum ersetzen kann, ist umstritten. Unbestritten ist seine große Wuchskraft. Der höchste Baum Deutschlands ist eine über 100 Jahre alte Douglasie im Arboretum Freiburg-Günterstal:  „Waltraut vom Mühlwald“ ist über 100 Jahre alt und derzeit etwa 65 m hoch (https://www.waldhilfe.de/baumrekorde/?gclid=EAIaIQobChMIyaG0ztKY6wIVArp3Ch3YPwhKEAAYASAAEgJMZPD_BwE).

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Douglasienzweig (Pseudotsuga mentziesii) mit typischen Zapfen. Im Unterschied zu Fichtenzapfen haben die Zapfen von Pseudotsuga sehr lange Deckschuppen, die aus den Zapfen heraushängen (Foto: W. Probst 1988)

Wir biegen dann wieder in eine halb links aufwärts führenden Waldweg ab. Von dort (5) folgen einige Teilnehmer*innen einem Trampelpfad bergauf, in der Hoffnung, auf den Ringwall zu stoßen. Wie die Rückkehrer berichten, konnten die Schanzenreste aber nicht eindeutig identifiziert werden. Am Wegrand wachsen zahlreiche Wald-Frauenfarne (Athyrium filix-femina). An einer Stelle kann man den zarteren Fiederschnitt ihrer Wedel mit einem Echten Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) vergleichen. Die wissenschaftlichen Namen und die deutsche Bezeichnung „Frauenfarn“ weisen darauf hin, dass die beiden Arten früher für Männchen und Weibchen einer Art gehalten wurden.

Bei dem Silphienfeld stoßen wir wieder auf unseren alten Weg, der uns in wenigen Schritten zum Parkplatz zurückführt.

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Während unseres ganzen Spazierganges durch den Wald hören wir die Rufe des Kolkrabe. Zum Schluss sehen wir ihn auf einer abgestorbenen Lärche sitzend (Foto: J. Probst, 8.8.2020)

Liste der demonstrierten Pflanzenarten in chronologischer Reiherfolge

zusammengestellt von der Exkursionsteilnehmerin Kim Hackenberg

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)

Gewöhnlicher Rainkohl (Lapsana communis)

Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium)

Wiesen-/Rot-Klee (Trifolium pratense)

Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis)

Kleinblütiges Franzosen-/Knopfkraut (Galinsoga parviflora)

Wolliges Honiggras (Holcus lanatus)

Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata)

Breitblättriger Wegerich (Plantago major)

Weiße Taubnessel (Lamium album)

Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)

Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius)

Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)

Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatium)

Zaunwinde (Calystegia sepium)

Gewöhnlicher Wirbeldost (Clinopodium vulgare)

Nesselblättrige Glockenblume (Companula trachelium)

 KompassLattich (Lactuca serriola)

Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana)

Waldmeister (Galium odoratum)

Echter/Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare)

Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)

Vierblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum)

Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus)

RiesenSchachtelhalm (Equisetum telmateia)

(Einjähriger)Feinstrahl/Berufkraut (Eigeron annuus)

Pferde-Holunder, Zwerg-Holunder, Attich (Sambucus ebulus)

Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea)

Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)

Rasen-Schmiele (Deschampiosa cespitosa)

Rohrglanzgras/Havelmilitz (Phalaris arundinacea)

Taumel-/Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum)

Gewöhnliche Braunellle (Prunella vulgaris)

Kleiner/Kleinköpfiger Pippau (Crepis capillaris)

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)

Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense)

Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare)

Sal-Weide (Salix caprea)

Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora)

Behaarte Karde (Dipsacus pilosus)

Rot-Eiche (Quercus rubra)

Gewöhnliche Douglasie (Pseudotsuga menziesii)

Frauenfarn (Athyrium filix-femina)

Gewöhnlicher Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)

Botanische Spaziergänge 2019

Tourist-Information, St.-Martin-Platz 9, 88094 Oberteuringen, Tel. 07546 299-25

Botanische Spaziergänge mit Prof. Dr. Wilfried Probst

Wegen schlechtem Wetter findet der Spaziergang am Ersatztermin, nächsten Samstag, dem 11.05.2019, 10:00 h, statt.

Treffpunkt: Oberteuringen, St.-Martin-Platz (Rathaus/Kirche)

Schuppenwurz und Gelbe Anemone an der Rotach bei Oberteuringen

Oberteuringen liegt an der Rotach, etwa in der Mitte ihres knapp 40 km langen Laufes vom Pfrunger-Burgweiler Ried bis zum Bodensee bei Friedrichhafen.  Auf einem Frühlingsspaziergang entlang dieses Baches lernen wir Bäume, Sträucher und einige typische Frühlingsblumen kennen, die den Bachlauf begleiten.

Es wird auch gesammelt, sortiert, gefühlt und geschnuppert.

Samstag, 01.06.2019, 10:00 Uhr 

Ersatztermin bei schlechtem Wetter: 08.06.2019

Treffpunkt: Oberteuringen, Wanderparkplatz Altweiherwiesen (Richtung Bibruck), hinter der Straßen-Unterführung unter der L329

Breitblättriges Knabenkraut, NSG Altweiherwiese bei Oberteuringen

Der zweite Botanische Spaziergang führt uns vorbei an Oberteuringens Naturschutzgebiet Altweiherwiesen mit seinen Feuchtwiesen und Rieden bis zum Weiler Wammeratswatt. An den Wegrändern wachsen viele weitverbreitete Kräuter und Stauden, im Ried hoffen wir auf Knabenkräuter und Sibirische Schwertlilien und einige andere Besonderheiten.

Samstag, 10.08.2019, 10:00 Uhr 

muss wegen Krankheit ausfallen

Ersatztermin bei schlechtem Wetter: 17.8.2019

Treffpunkt: Wanderparkplatz an der Kreisstraße K 7742 zwischen Raderach und Riedheim (am Fuß des Drumlins „Franzenberg“)

Im NSG Hepbach-Leimbacher Ried

Der Spaziergang führt in das Umfeld des Naturschutzgebietes Hepbacher-Leimbacher Ried. Der abwechslungsreiche Weg durch den Wald und vorbei an Feuchtgebieten und Gewässern verspricht nicht nur viele verschiedene Pflanzenarten sondern auch interessante Vogelbeobachtungen.

Samstag, 21.09.2019, 10:00 Uhr 

muss wegen Krankheit ausfallen

Treffpunkt: Wanderparkplatz im Brochenzeller Wald an der Landstraße L 329 zwischen Ettenkirch und Brochenzell, von Oberteuringen kommend links, kurz vor dem Kreisverkehr am Ortseingang von Brochenzell

Im Wald bei Brochenzell



        

Auf diesem Spaziergang gehen wir eine kleine Runde durch dieses schöne Waldgebiet mit abwechslungsreichem Baumbestand. Besonders interessieren uns die Pflanzen an den feuchten Wegrändern und Gräben. Vielleicht finden wir auch einige Pilze.

Dauer jeweils ca. 2,5 Stunden. Die Veranstaltung ist kostenlos.

Teilnahme auf eigene Gefahr.                  

Exkursionsangebot für die PH Weingarten, SS 2018

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Im Sommersemester 2018 biete ich unter der Veranstaltung „Exkursion Regionale Lebensräume“ vier Exkursionen an. Drei der Exkursionsziele decken sich  mit Angeboten des letzten Sommersemesters:

Eine weitere Exkursion führt uns am 3.6.2018 in das Wurzacher Ried.

Am 27.4.2018 findet von 13:00 Uhr bis 14:15 Uhr eine einführende Informationsveranstaltungim Raum NZ 1.51der PH Weingarten statt, bei der Erläuterungen zu den Exkursionszielen gegeben und mögliche Aufgaben besprochen werden.

Zusätzlich müssen die Studierenden der Veranstaltung mit einer sechsten Klasse aus dem Stuttgarter Raum, die im Juni in RV ihren Schullandheimaufenthalt verbringt, zwei Exkursionstage gestalten.

Übersicht über die Exkursionsorte

Adelsreuter und Weißenauer Wald (Sa,12.05.2018) *

*durch Anklicken kommt man zu Unterlagen der vorjährigen Exkursion

Treffpunkt: 10:00h, Wanderparkplatz bei Appenweiler

Thematische Schwerpunkte: Lebensform Baum, ökologische Ansprüche von Waldbäumen, Waldkräuter, Lebensraum Wassergraben

Mögliche Aktivitäten, die von Studierenden angeleitet werden

Bäume ertasten und wiedererkennen

Rindenoberflächen fühlen sich sehr unterschiedlich an

Ein Baumstamm mit seiner Borkenoberfläche wird blind ertastet. Anschließend versucht man diesen Baum offenen Auges wiederzufinden. Die unterschiedlichen Rindenstrukturen sind nicht nur arttypisch, sie unterscheiden sich auch von Baumindividuum zu Baumindividuum.

Jahresringe verraten das Baumalter

Wachstum und Alter der Bäume

Jahresringe von Bäumen geben Auskunft über ihr Alter, über gute und schlechte Jahre und über die Art ihres Wachstums. Bei jungen Bäumen kann man das Alter auch über die Art der Verzweigungen schätzen, da die Bildung von Seitenzweigen im Jahresrhythmus erfolgt. Die Abfolge von Jahresringen gibt – wenn man einen ausreichend langen Zeitraum von Jahren betrachtet – eine einmalige Sequenz. An der Universität Innsbruck hat man eine solche ununterbrochene Sequenz von Jahresringen für einen Zeitraum von über 10.000 Jahren festlegen können. Auf diese Weise lassen sich alte Hölzer sowohl aus Bauwerken als zum Beispiel auch aus Gletschernauf das Jahr genau datieren (Dendrochronologie).

Baumberechnung

In der Biomasse ist Kohlenstoff gespeichert, der aus dem Kohlenstoffdioxid der Luft stammt. Aus dem Volumen eines Baumstamms lassen sich Rückschlüsse auf den Wald als Kohlenstoffspeicher ziehen.

Baumarten zählen

Linientransekt zum Bäume zählen

In einem Waldstück wird die Häufigkeit verschiedener Baumarten durch Linientransekte ermittelt und grafisch dargestellt. Anschließend werden Überlegungen zu den ökologischen Ansprüchen der Baumarten und ihre forstliche Nutzung angestellt.

Mein Kraut in der Suppe – essbare Wildpflanzen

Wer Kräuter sammelt, um sie anschließend zu essen, setzt die uralte Tradition der Sammler und Jäger fort. Dieses Sammeln von Wildkräutern für den Suppenkopf kann dabei helfen, Pflanzenarten kennen und schätzen zu lernen.

Essbare Wildpflanzen

Krautvegetation im Wald – Zeigerwerte und ökologische Gruppen

Aus der Artenzusammensetzung der Krautschicht eines Waldes lassen sich wichtige ökologische Rückschlüsse ziehen. Dabei helfen „Ökologische Zeigerwerte“ und „Ökologische Gruppen der Waldbodenpflanzen“.

Häufigkeit der Waldbodenpflanzen

Leben im Wassergraben

Stechmücken

Beobachtung mit Löffel und Lupe

Typisch für die Jungmoräne am Rande des Schussenbeckens sind Mergelschichten, die zu staunassen Bereichen und Quellhorizonten führen. Die wegbegleitenden Gräben sind deshalb oft bis in den Sommer mit Wasser gefüllt und Lebensraum für verschiedene typische Tümpelbewohner wie Grasfröschen, Molchen und Wasserinsekten.

Bestimmungsschlüssel Waldbäume nach Blattmekmalen

Exkursionsweg

1 Bäume ertasten, 2 Wachstum und Alter von Bäumen, 3 Baumberechnung (Volumen, Masse, Kohlenstoffgehalt), 4 Essbare Wildkräuter, 5 Krautschicht und Zeigerwerte der Pflanzen, 6 Bestimmung von Bäumen und Sträuchern nach Blattmerkmalen

Wurzacher Ried (So, 3.06.2018)

Treffpunkt: 9:00h, Wohnmobilparkplatz Bad Wurzach

Thematische Schwerpunkte: Hochmoor und Niedermoor, Moorregeneration,  Landschaftsgeschichte, Reptilien und Amphibien im Moor

Entstehung des Wurzacher Rieds

Das Wurzacher Ried nördlich der Gemeinde Bad Wurzach ist mit etwa 18 km2 eines der größten Naturschutzgebiete Süddeutschlands. Mit etwa 6 km2 enthält es die größte noch intakte Hochmoorfläche Mitteleuropas.

Das Becken des Wurzacher Rieds wurde schon in der vorletzten bzw, vorvorletzen Kaltzeit angelegt. Während des Riss-Glazials wurde ein tiefes Gletscherzungenbecken gebildet. In der letzten Vereisung, dem Würm-Glazial, kam der Rheingletscher noch vor diesem Becken zum Stehen. Durch seine Endmöräne wurde ein Endmöränen-Stausee gebildet, dessen allmähliche Verlandung das Wurzacher Ried entstehen ließ. In einer Animation des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried wird die komplexe Entstehungsgeschichte relativ gut vermittelt.

Entwicklung zum Wurzacher Ried seit der letzten Vereisung vor ca. 12 000 Jahren (nach Karl Bertsch, 1947)

Feuchtgebiete

Moore

Moore entstehenauf Wasser durchdrängten Böden, in denen die anfallenden Pflanzenreste wegen Sauerstoffmangels nur sehr langsam abgebaut werden. Da die Produktion organischer Substanz schneller erfolgt als ihre Reminalisierung, kommt es zur Ansammlung mehr oder weniger mächtiger, mineralstoffarmer Humussubstanz („Torf„).  Geologisch werden Moore definiert als Böden mit einer mindestens 30 cm dicken Torfschicht, deren Gehalt an brennbarer organischer Substanz 30 % übersteigt.

Vegetationskundlich werden Moore aufgrund ihrer ökologischen Bedingungen und der davon abhängigen Vegetation definiert und unterteilt:

Flachmoore entstehen an den tiefsten Stellen des Reliefs, wo Quellwasser auftritt, oder aus den Verlandungstadien stehender Gewässer. Sie sind vom Grundwasserstand abhängig und daher auf kein bestimmtes Klima angewiesen. Je nach Qualität des Wassers und des Mineraluntergrunds können sie mehr oder weniger nährsalz- und basenreich sein. Unter ariden Bedingungen entstehen Salzsümpfe.

Hochmoore sind vom Grundwasser unabhängig und allein auf den atmosphärischen Niederschlag angewiesen („ombrogen“). Sie sind charakteristisch für feuchtes, gemäßigte Klima mit hohen Niederschlägen (in Mitteleuropa über 600 mm pro Jahr) und geringer Verdunstung. Sie entstehen wenn sich auf nassem Untergrund Torfmoose  (Gattung Sphagnum) ansiedeln. Diese können aufgrund ihres anatomischen Baus das bis zu 20fache ihres Eigengewichtes an Wasser speichern. Außerdem gestattet ihnen ein besonderer Ionen-Austausch-Mechanismus, selbst aus extrem mineralstoffarmem Wasser die wenigen Kationen im Austausch gegen H+,-Ionen herauszufangen. Dadurch wird das Wasser angesäuert (bis zu < pH 4). Die meisten Konkurrenten werden damit ausgeschaltet. Die Torfmoospolster wachsen immer höher, wobei die unteren Teile absterben und allmählich zu Torf werden. In den abgestorbenen Moosen hält sich das Regenwasser wie in einem Schwamm. So können wassergesättigte Torfschilde entstehen, die sich uhrglasförmig mehrere Meter über das Relief erheben, daher der Name Hochmoor. Aus den Rändern sickert saures, nährstoffarmes Wasser und sammelt sich im sogenannten Randsumpf (Lagg).

Flachmoore können sich zu Hochmooren entwickeln. Das Zwischenstadium wird Zwischenmoor oder Übergangsmoor genannt

Typische Gehölze der Hochmoore sind Zwergsträucher aus der Familie der Heidekrautgewächse. In natürlichen Hochmooren sind sie auf die höchsten Stellen sowie trockenere Randbereiche konzentriert, in teilweise trockengelegten Mooren können sie zur Vorherrschaft gelangen. Dank der Symbiose mit Mykorrhizapilzen und anderen Anpassungen können sie auch noch auf ärmsten Torfböden gedeihen, wobei sie nur langsam wachsen.unter unseren Klimabedingungen beträgt das Torfwachstum etwa 1 cm in 100 Jahren.

Schematische Darstellung eines Hochmoors (W.Probst)

Feuchtgebiete auf Mineralboden

Feuchtgebiete, die nicht auf torfigem Untergrund stocken, sind zum Beispiel die Auen entlang von Flussläufen, oft auch die Uferbereiche von stehenden Gewässern. Da in solchen Gebieten der Wasserstand stark schwankt, kommt es immer wieder zu Perioden mit guter Sauerstoffversorgung, in denen die organischen Abfallstoffe vollständig abgebaut werden können. Entlang von Flussläufen kommt es zur Ausbildung von Auwäldern, häufiger überschwemmt sind die Weichholzauen mit Weiden, Pappeln und Erlen, etwas höher liegen die Hartholzauen mit Eschen, Ulmen und Eichen. An flachen Seeufern können ausgedehnte Schilfbestände auftreten.

Die in Oberschwaben häufige Bezeichnung „Ried“ sagt nichts über den Untergrund aus. Das Eriskircher Ried zum Beispiel stockt auf Mineralboden, im Wurzacher Ried besteht der Untergrund weitgehend aus Torf.

Überblick über die Bezeichnungen von Feuchtgebieten (W.Probst)

Kreuzottern

Kreuzotter (Vipera berus)

Die Kreuzotter ist eine an kaltgemäßigtes Klima angepasste Viper, die einzige, die auch nördlich des Polarkreises angetroffen werden kann. In Deutschland kommt sie vor allem in den Heidegebieten der norddeutschen Tiefebene und in den Mittelgebirgen vor, in Oberschwaben sind Moore und feuchte Niederungen bevorzugte Siedlungsräume. Wegen der Bedrohung ihrer Lebensräume gilt die Art in Mitteleuropa als gefährdet und steht in Deutschland unter Naturschutz. Im Wurzacher Ried lebt eine stabile Population von Kreuzottern und wir hoffen, unter fachkundiger Führung durch den Amphibien- und Reptilienkenner Dominik Hauser Kreuzottern beobachten zu können.

Mögliche Aktivitäten, die von Studierenden angeleitet werden

Wasserspeichervermögen von Torfmoosen

Torfmoose sind so konstruiert, dass sie Wasser wie ein Schwamm speichern können. Das Wasserspeichervermögen lässt sich auch im Gelände leicht messen.

Torfmoose als Wasserspeicher

Messung des Wasserspeichervermögens von Torfmoosen

Messungen des pH-Wertes im Hochmoor und im Flachmoor

Der pH-Wert gibt die Wasserstoffionenkonzentration (von lat. potentia Hydrogenii) in einer wässrigen Lösung an, und zwar als negativen dekadischen Logarithmus der Konzentration in Mol pro Liter. Kleine Werte bedeuten also eine hohe Konzentration an Wasserstoff- (H+), genauer gesagt an Oxoniumionen (H3O+), und d. h. „starke Säure“. Auf Wasserorganismen hat der Säuregrad einen erheblichen Einfluss.

Umwelt im Umschlag

Eine gezielte Suche nach unterschiedlichen Naturobjekten schult die Beobachtungsfähigkeit und führt oft zu überraschenden Entdeckungen.

Gang durch die Baumkronen

Mithilfe eines Spiegels kann man sich die Baumkronen ins Blickfeld holen. Sie sind nicht nur die wichtigsten Orte der Stoffproduktion durch Photosynthese, sie sind auch entscheidend für den Stoffaustausch mit der Atmosphäre. Die Wasserverdunstung an den Blattoberflächen ist der Motor für den aufsteigenden Strom von Wasser und Mineralstoffen durch die Leitungsbahnen der Bäume.

„Grünt die Eiche vor der Esche, gibt’s im Sommer große Wäsche“ (Bauernregel)

Exkurisionsweg

Kreuzotter-Demonstration (Schwarze Form), 3.6.2018

1 Dank Dominik Hauser konnten wir je ein Exemplar einer schwarzen Form und einer gewürfelten Form der Kreuzotter beobachten. An verschiedenen Weidenarten des Waldrandes waren zahlreiche Schaumflocken der Weiden-Schaumzikade (Aphrophora salicina) zu beobachten.

2 An einem Moorgraben, dem wir mehrere 100 m entlang gingen, flogen zahlreiche Blauflügel-Prachtjungfern (Calopteryx virgo), im Wasser blühten Gelbe Teichrosen, häufigste Sumpfpflanze war die Aufrechte Berle, ein Doldenblütler mit langen Fiederblättern, an einigen Stellen standen Brunnenkresse und der sehr giftige Wasserschierling. Das Wasser im Moorgraben hatte einen pH-Wert von etwa 6,5.

3 An dieser Stelle ist am Ende eines Bohnenweges eine Plattform aufgebaut, von der man einen Blick auf die Hochmoorfläche des östlichen Wurzacher Rieds hat (Alberser Ried). Wir rekapitulieren die Entstehung eines Hochmoores und speziell die Geschichte des  Wurzacher Rieds. Dann versuchen wir mit Erfolg, einige typische Hochmoorpflanzen zu finden (Moosbeere, Rosmarinheide, Rundblättriger Sonnentau, Torfmoose). Durch einen Auspressversuch konnten wir nachweisen, dass aus 680 g frisch entnommenem Torfmoos 250 g Wasser gepresst werden konnten. Das ausgepresste Wasser hatte einen pH-Wert von etwa 5.

4 Mittagspause

Suche nach eingeschmuggelten und vertauschten Gegenständen.

5 Hier führten wir die Übung „Umwelt im Umschlag“ durch. Eigentlich war auch die „Wanderung durch die Baumwipfel“ geplant, aber das Gebiet schien uns wegen fehlender, gut ausgebildeten Baumkronen nicht so  geeignet. Wir hoffen, die Übung am 7. Juli im Pfrunger-Burgweiler Ried nachholen zu können.

Raupe der Zwetschgen-Gespinstmotte, 3.6.2018

An dem Standort wuchs ein mehrstämmiger, völlig kahl gefressener Baum, an dessen Zweigen man noch Reste von Gespinstmotten erkennen konnte. Ein dick eingesponnener  Klumpen mit Motten hatte sich an einer darunter stehenden kleinen Fichte etabliert. Nach einigem Rätselraten konnten wir das Gehölz als Traubenkirsche identifizieren. Wir stellten fest, dass noch viele weitere Traubenkirschen aller Größen von den Zwetschgen-Gespinstmotten (Yponomeuta padella) befallen waren, allerdings nicht so stark.

Rotach bei Oberteuringen * und Hepbach-Leimbacher Ried * mit Heckrindern (23.6.2018)

*durch Anklicken kommt man zu Unterlagen der vorjährigen Exkursionen

Rotach

Fischtreppe in der Rotach bei Oberteuringen

Treffpunkt: 10:00h, Oberteuringen, Franz-Roth-Platz

Thematische Schwerpunkte: Die Rotach als drittgrößter Zufluss des östlichen Bodensees, Ökologie von Fließgewässern, Messung einiger abiotische Faktoren, biotische Faktoren: Wassertiere und Uferpflanzen,  Gefährdung und Schutz von Bächen, Renaturierungsmaßnahmen:

Verlauf der Rotach

Gefälle der Rotach (von ANKAWÜ – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18232893). Der Pfeil markiert Oberteuringen. Die Länge der Rotach beträgt knapp 40 km.

Mögliche Stationen, die von Studierenden vorbereitet und betreut werden

Abiotische Faktoren (Stationen 1 + 2 von 2017)

Strömungsmessung

Biotische Faktoren, Zeigerorganismen

Bachbegleitende Pflanzen

Hepbach-Leimbacher Ried mit Heckrinder-Beweidung

Nach der Mittagspause fahren wir zum Wanderparkplatz bei Unterteuringen (Richtung Modellfliegerplatz)

Thematische Schwerpunkte: Landschaftsgeschichte, Landschaftpflege und Naturschutz mit Heckrindern, Gräser, Vegetationsaufnahmen in einer Wiese, Bedeutung von Saumbiotopen in der Agrarlandschaft.

Blick auf das Hepbach-Leimbacher Ried

Pfrunger-Burgweiler Ried * (7.7.2018)

*durch Anklicken kommt man zu Unterlagen der vorjährigen Exkursion

Treffpunkt: 10:00h, Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf

Thematische Schwerpunkte: Konzeption des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf, Landschaftsgeschichte, Insekten.

Pfrunger-Burgweiler Ried, auf dem Weg zum Fünfeckweiher

Nach einer Führung durch das Naturschutzzentrum werden wir uns – vorausgesetzt das Wetter ist günstig – auf der Blumenwiese bei dem Naturschutzzentrum mit Insekten beschäftigen (Fang und Bestimmung der Gruppenzugehörigkeit).

Didaktisch begründete Grobeinteilung der geflügelten Insekten nach Kattmann (Fotos W.Probst)

Am Nachmittag wird uns Frau Ackermann, Mitarbeiterin des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf, auf einer Wanderung durch das Naturschutzgebiet Planungen,  Ziele und Konzepte des Naturschutzmanagements im Pfrunger-Burgweiler Ried erläutern.

Literaturempfehlungen

Bestimmungsbücher

Pflanzen:

Bergau, M./ Müller, H./Probst, W./Schäfer, B. (2001): Pflanzen-Bestimmungsbuch. Streifzüge durch Dorf und Stadt. Stuttgart: Klett  (21,00€)

Fitter, R./Fitter, A./Blamey: Pareys Blumenbuch. 2.Aufl. 1986 beim Parey-Verlag, Neuauflage 2007 bei Franckh-Kosmos (preislich sehr unterschiedliche Angebote im Internet)

Kammer, P. M. (2016): Pflanzen einfach bestimmen. Bern: Haupt  (29,90€)

Probst, W./Martensen, H.-O. (2004): Illustriert Flora von Deutschland. Bestimmungsschlüssel mit 2500 Zeichnungen. Stuttgart: Ulmer (Systematik nicht auf den neuesten Stand, 9,99€)

Tiere

Bergau, M./ Müller, H./Probst, W./Schäfer, B. (2004): Tiere-Bestimmungsbuch. Streifzüge durch Dorf und Stadt. Stuttgart: Klett  (21,00€)

Brauns, A. (3. A., 1976): Taschenbuch der Waldinsekten. Grundriß einer terrestrischen Bestandes- und Standort-Entomologie. Band I: Systematik und Ökologie.-Band II:Ökologische Freiland-Differentialdiagnose – Bildteil.  Stuttgart: G. Fischer. Einbändige 4. Aufl. 1991, Berlin-Heidelberg, Spektrum  (bei Amazon ab 6,89)

Chinery, M.: Pareys Buch der Insekten. Hamburg und Berlin: Parey letzte Aufl. 2004, bei Franckh-Kosmos 2012 (62,89€)

Haymann, P. (1985): Vögel. Bern: Hallwag (bei ZVAB gebraucht ab 4,53€)

Kelle, A./Sturm, H, (1984): Tiere leicht bestimmt: Bestimmungsbuch einheimischer Tiere, ihrer Spuren und Stimmen. Bonn: Dümmler (bei Amazon  ab 1,79€)

Schwab, H. (1995): Süßwassertiere. Stuttgart: Klett  (26,00€)

Tierspuren

Bang, P./Dahlström, P. (2000): Bestimmungsbuch Tierspuren. München: BLV (19,99€)

Bellmann, H. (2.A. 2017): Geheimnisvolle Pflanzengallen: Ein Bestimmungsbuch für Pflanzen- und Insektenfreunde. Wiebelsheim: Quelle und Meyer

Bezzel, E. (2014):Vogelfedern: Federn heimischer Arten nach Farben bestimmen. München: BLV (12,99€)

Brown, R./Ferguson, J./LawrenceM,/Lees, D. (2005):  Federn, Spuren und Zeichen der Vögel Europas: Ein Feldführer. Wiesbaden: Aula (vergriffen)

Kriebel, H.-J. (2.A. 2007): Wie lerne ich Spurenlesen?: Ein praktischer Ratgeber zur Wiederentdeckung einer alten Kunst. Books on Demand  (14,90€)

Olsen, L.-H. (2.A. 2016): Tier-Spuren: Fährten/Fraßspuren/Losung/Gewölle. München: BLV (19,99€)

Wissenschaftliche Bestimmungbücher mit dichotomen Schlüsseln

Gefäßpflanzen

Jäger, E. J. (Hrsg.) (2017): Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband, 21. A., Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum (39,99 €, ebook 29,99 €) – zu dem Werk gibt es einen Atlasband (37, 99 €, ebook 26,99 €) mit sehr guten Strichzeichnungen von ca. 3000 Pflanzenarten,auf denen die Differenzialmerkmale besonders hervorgehoben sind –

Oberdorfer, E. (2001): Pflanzensoziologische Exkursionsflora: Für Deutschland und angrenzende Gebiete, 8. A., Stuttgart: Ulmer (19,90 €)

Parolly, G./Rohwer, J.G. (Hrsg.) (2016): SCHMEIL-FITSCHEN Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder, 96. A., Wiebelsheim: Quelle und Meyer (39,95 €)

Moose

Frahm, J.-P./Frey, W. (2004): Moosflora, 4. A., Stuttgart: Ulmer (UTB 1250)

Tiere

Schaefer, M. (2016): Brohmer – Fauna von Deutschland: Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt, 24. A., Wiebelsheim: Quelle und Meyer (39,95 €)

Klausnitzer, B. (2018): Stresemann – Exkursionsfauna von Deutschland. Band 1: Wirbellose (ohne Insekten), 9.A., Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum (49,99 €)

Klausnitzer, B./Stresemann, E. (2011): Stresemann – Exkursionsfauna von Deutschland, Band 2: Wirbellose: Insekten, 11.A., Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum (74,99 €)

Senglaub, K. (2013): Exkursionsfauna von Deutschland, Band 3: Wirbeltiere, 12. A., Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum (49,99 €)

Literatur zum Thema Baum und Wald

Bartsch, Norbert/ Röhrig, Ernst (2016): Waldökologie – Einführung für Mitteleuropa. Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum

Braune, W./Leman, A./Taubert, H. (9.A, 2007): Pflanzenanatomisches Praktikum I: Zur Einführung in die Anatomie der Vegetationsorgane der Samenpflanzen. Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum

Bundesamt für Naturschutz (BfN): www.bfn.de

Dylla, Klaus/Krätzner, Günter (1977): Das biologische Gleichgewicht in der Lebensgemeinschaft Wald. Biologische Arbeitsbücher 9, Quelle und Meyer, Heidelberg/Wiesbaden. Folgeauflagen: Das ökologische Gleichgewicht in der Lebensgemeinschaft Wald (4.A.1986); Lebensgemeinschaft Wald (1998)

Ellenberg, H./Leuschner, C. (6. erweiterte A, 2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Stuttgart: Ulmer

Hofmeister, H. (1990): Lebensraum Wald. Hamburg: Parey

Küster, Hansjörg (3. A. 2013): Geschichte des Waldes – Von der Urzeit bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck

Lude, Arnim (Hrsg.) (2014): Wald im Wandel. Unterricht Biologie 395 (Jg.38)

Lude, Arnim (Hrsg.) (2014): Survival im Wald. Unterricht Biologie Kompakt 396 (Jg.38)

Mattheck, C. (1999): Stupsi erklärt den Baum. Forschungszentrum Karlsruhe

Oehmig, B. (Hrsg.) (2008): Wald. Unterricht Biologie 334 (Jg.32)

Schulbiologiezentrum Hannover-Arbeitshilfen

http://www.schulbiologiezentrum.info/arbeitshilfen.htm

Wildmann, Steffen et al. (2014): Wälder mit natürlicher Entwicklung in Deutschland

https://www.nw-fva.de/fileadmin/user_upload/Verwaltung/Publikationen/2014/Wildmann_et_al_Waelder_nat_Entwickl_D_AFZ-2014-02_28-30.pdf

Wohlleben, Peter (2013): Der Wald – ein Nachruf. Wie der Wald funktioniert, warum wir ihn brauchen und wie wir ihn retten können – ein Förster erklärt. München: Ludwig  (vom Autor gibt es zahlreiche weitere Bücher zum Thema Wald und Baum)

Literatur zum Thema Fließgewässer

Baur, Werner H. (1997): Gewässergüte bestimmen und beurteilen. Blackwell-Wissenschaftsverlag

Brehm, J./Meijering, M. P. D. (3. A.1996): Fließgewässerkunde – Einführung in die Ökologie der Quellen, Bäche und Flüsse. Biologische Arbeitsbücher. Wiesbaden: Quelle und Meyer

Engelhardt, Wolfgang (17. A.; 2015): Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? Stuttgart: Kosmos-Franckh

Fey, Michael, J. (1996): Biologie am Bach – Praktische Limnologie für Schule und Naturschutz. Biologische Arbeitsbücher. Wiesbaden: Quelle und Meyer

Graw, Martina (2001):Ökologische Bewertung von Fließgewässern. Schriftenreihe der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz Bd.64.

http://www.vdg-online.de/96.html

Klee, Otto (2. A. 1993): Wasseruntersuchungen – Einfache Analysenmethoden und Beurteilungskriterien. Biologische Arbeitsbücher. Wiesbaden: Quelle und Meyer

Mischke, Ute/Behrendt, Horst (2007): Handbuch zum Bewertungsverfahren von Fließgewässern mittels Phytoplankton zur Umsetzung der EU-WRRL in Deutschland. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung

Sandrock, F. (Hrsg.,1981): Fließgewässer. – Unterricht Biologie, H. 59

Schwab, H. (1995): Süßwassertiere – Ein ökologisches Bestimmungsbuch . Stuttgart: Klett Schulbuchverlag

Schulbiologiezentrum Hannover: Gewässergütebestimmung nach Tieren (Formblatt)

http://www.schulbiologiezentrum.info/Gew%E4sseruntersuchung%20Tiere%20Formblatt%20EINFACH%20mit%20Arten.pdf

Wellinghorst, R. (2002): Wirbellose Tiere des Süßwassers. Seelze: Friedrich Verlag

http://www.biologie-schule.de/oekosystem-fliessgewaesser.php

http://www.fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/10119/s_28_boegew_arbeit.pdf?command=downloadContent&filename=s_28_boegew_arbeit.pdf&FIS=161

http://www.rolf-wellinghorst.de/fileadmin/rolf-wellinghorst.de/gewaesseroekologie/Gew%C3%A4sser%C3%B6kologie-BLK-Materialien1Teil.pdf

Literatur zum Thema Moor, Feuchtgebiete

Dierßen, K./Dierßen, B. (2008): Moore. Ökosysteme Mitteleuropas in geobotanischer Sicht. Stuttgart: Eugen Ulmer

Ellenberg, H./Leuschner, L. (6. A., 2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. Stuttgart: Ulmer (UTB)

Frey, W./Lösch, R. (3.A., 2010): Geobotanik. Pflanze und Vegetation in Raum und Zeit. Heidelberg: Spektrum

Göttlich, K. (Hrsg.,1990) Moor- und Torfkunde. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung

Gremer, D. (1994): Renaturierungsprojekt Wurzacher Ried 1989-1993

http://moor.naturpark-erzgebirge-vogtland.de/Renaturierungsprojekt_Wurzacher_Ried_1989-1993__Gremer.pdf

Kremer, B. P./Oftring,B. (2013): Im Moor und auf der Heide. Bern CH: Haupt

Sachunterricht Grundschule Nr.68/2015: Lebensraum Moor – Heft und Materialpaket. Seelze: Friedrich-Verlag

Succow, M./Joosten, H. (2001): Landschaftsökologische Moorkunde. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung

Umweltbundesamt – Österreich – (2004): Moore in Österreich. Wien

Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft – Schweiz – (2002): Moore und Moorschutz in der Schweiz. Bern http://www.wsl.ch/info/mitarbeitende/scheideg/20141103_Bericht_Studierende.pdf

LUBW (2017): Moorschutzprogramm Baden-Württemberg

http://www.fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/121955/moorschutzprogramm.pdf?command=downloadContent&filename=moorschutzprogramm.pdf&FIS=200

WWF (2010): Klimaschutz-Schnäppchen: Moorschutz bringt viel für wenig Geld  http://www.wwf.at/de/moore/

http://www.aktion-moorschutz.de/wp-content/uploads/Vortrag_Succow_MooreImNaturhaushalt.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Naturschutzgebiete_im_Bodenseekreis

Literatur zum Thema Wiesen und Weiden

Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (Hrsg.): Naturbegegnung auf Wiese, Weide, Rasen. Schneverdingen 1996

Balzer, K., Holtei, C. (2013): Die Wiese: Ein Zoom-Bilderbuch. Weinheim: Beltz und Gelberg

Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.) (2005): Gräser und Grasland: Biologie – Nutzung – Entwicklung. Rundgespräch am 10. Oktober 2005. München: Friedrich Pfeil

Bertsch, K.: Die Wiese als Lebensgemeinschaft. Otto Maier, Ravensburg 1951

Bunzel-Drüke, M.  u. a. (2009) : „Wilde Weiden“ –  Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz e. V., 2. A., Bad Sassendorf-Lohne

Bunzel-Drüke et  al. (2009): „Wilde Weiden“ – Praxisleitfaden für Ganzjahres-beweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung.  http://www.abu-naturschutz.de/images/wildeweiden/WildeWeiden.pdf

Dierschke, H., Briemle, G. (2002): Kulturgrasland. Stuttgart: Ulmer

Horstmann, D. (2002): Ökologische Untersuchungen im Grünland. Ein fächerübergreifendes Unterrichtsprojekt. PdN Biologie 49 (5): 1-22

Hutter, C. P./Briemle, G./Fink, C. (2002): Wiesen, Weiden und anderes Grünland. Biotope erkennen, bestimmen, schützen. 2. A., Hirzel, Stuttgart

Jaitner, C. (2012): Wiesenblumen: Sehen und verstehen. Innsbruck: Kompass-Naturführer

Jedicke, E. (1986): Blumenwiese oder Rasen? Stuttgart: Franckh- Kosmos

Jaun, A., Joss, S. (2011): Auf der Wiese. Natur erleben – beobachten – verstehen. Bern: Haupt

Kremer, B. P. (2016): Die Wiese. Darmstadt: Thiess

Kremer, B. P. (1991): Wiesenblumen kennen lernen, erleben, schützen. München: Gräfe und Unzer

Poschold, P.(2015): Geschichte der Kulturlandschaft. Entstehungsursachen und Steuerungsfaktoren der Entwicklung der Kulturlandschaft, Lebensraum- und Artenvielfalt in Mitteleuropa. Stuttgart: Ulmer

Probst, W. (Hrsg., 2012): Wiesen & Weiden. UB 375 (36. Jg.), Friedrich, Seelze

Scherf, G. (2005): Wiesenblumen – Der etwas andere Naturführer. BLV, München

Schmidt, H. (1981): Die Wiese als Ökosystem. Aulis, Köln

Zucchi, H.(Hrsg. 1984): Wiese – Weide. UB 93 (8. Jg.), Friedrich, Seelze

Literatur zum Thema Landschaftsgeschichte/Oberschwaben

Eberle, J./Eitel, B./Blümel, W. D./Wittmann, P. (2007): Deutschlands Süden vom Erdmittelalter zur Gegenwart. Berlin/Heidelberg: Spektrum (39,99€)

Geyer, M./Nitsch, E. (2011): Geologie von Baden-Württemberg. Stuttgart: Schweizerbart (68€)

Hantke, R. (1991): Landschaftsgeschichte der Schweiz. Thun: ecomed (gebraucht ab 15€)

Ott, S. (Hrsg.,2.A. 1972): Oberschwaben – Gesicht einer Landschaft. Ravensburg: Otto Maier (booklooker 10,80€)

Keller, O. (2014): Erwägungen zur Korrelation mittelpleistozäner Relikte des Rheingletschers mit der Nordschweizer Stratigraphie. – E&G Quaternary Science Journal, 63 (1): 19–43. DOI: 10.3285/eg.63.1.02

Seyfried, H., Simon, T., Beckenbach, E., Müller, T. (2019): Der Südwesten im digitalen Geländemodell.Sonderbänd der Ges.f.Naturkunde in Württ., Bd. 4. Neustadt a.d. Aisch: Verlagsdruckerei Schmidt

Zier, L. (2.A. 1998): Das Pfrunger Ried – Entstehung und Ökologie eines oberschwäbischen Feuchtgebietes. Stuttgart: Schwäbischer Heimatbund

http://www.oberschwaben-portal.de/inhalte-ausgabe/items/oberschwaben-vielfalt-der-landschaftsformen-und-geologie-im-uebe.html

http://oberschwabenschau.info/geographie/landschaften/

Exkursionsangebot für die PH Weingarten, SS 2017

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Exkursionsangebot im Sommersemester 2017 im Rahmen der Veranstaltung

Biologie an außerschulischen Lernorten – Exkursionsdidaktik – regionale Lebensräume & Lernorte

Arbeitsprogramm SS 2017:

27.04. – 13.00 – 14.00Vorbesprechung der VeranstaltungH. Weitzel
28.04.

 

14.15 – 15.45

Vorbereitung der Exkursion „Adelsreuter & Weißenauer Wald“ / Wald und Forst als ExkursionszieleW. Probst
29.04.

 

10.00-17.00

Exkursion Adelsreuter & Weißenauer WaldW. Probst
Freitag, 05.05. – 13.00 – 14.00Einführung zur Didaktik an außerschulischen Lernorten 1H. Weitzel
Mittwoch, 10.5. – 13.00 – 14.00Einführung zur Didaktik an außerschulischen Lernorten

 

2

H. Weitzel
Fr 12.05.

 

14.00-17.30

Exkursion Rotach in Oberteuringen 1/2W. Probst
Fr. 19.05.

 

14.00 – 17.30

Exkursion Honigbienen / PH SchulgartenR. Mohr
So 21.05.

 

10.00-17.00

Exkursion Dornacher Ried,Häckler WeiherW. Probst
Mittwoch, 31.5. – 13.00 – 14.00Einführung zur Didaktik an außerschulischen Lernorten

 

3

H. Weitzel
Donnerstag, 01.06. – 14.15 – 15.45Moore, Riede, Brüche, Sümpfe als ExkurionszieleW. Probst
Fr 02.06.

 

14.00-17.30

Exkursion Eriskircher Ried 1/2W. Probst
geändert!

 

Freitag, 16.06. – 14.15 – 15.45

Besprechung & Bearbeitung der ExkursionsaufgabenW. Probst
Freie TerminwahlVeranstaltung zur freien Wahl aus Angebot Nabu Weingarten oder lokalem Nabu (Nachweis durch Unterschrift und Dokumentation)NABU/BUND
So 18.6.

 

10.00-17.00

Exkursion Hepbach-Leimbacher Ried, Heckrinder,Raderacher DrumlinlandschaftW. Probst
Freie TerminwahlVeranstaltung zur freien Wahl aus Angebot Nabu Weingarten oder lokalem Nabu (Nachweis durch Unterschrift und Dokumentation)NABU/BUND
Freie TerminwahlVeranstaltung zur freien Wahl aus Angebot Nabu Weingarten oder lokalem Nabu (Nachweis durch Unterschrift und Dokumentation)NABU/BUND
Sa 01.07.

 

10.00-17.00

Exkursion Pfrunger-Burgweiler RiedW. Probst
Fr 14.07.

 

14.00-17.30

Exkursion NSG Altweiherwiesen,Wammeratswatt oder Hangwald über Flappachweiher 1/2W. Probst

kurzfristige Terminänderungen sind möglich!

Übersicht über die Exkursionsorte

Übersicht über die Exkursionsorte
Übersicht über die Exkursionsorte

 

Adelsreuter und Weißenauer Wald (29.04.2017)

(weitere Unterlagen und Infos vgl. das Exkursionsangebot von 2016 )

TreffpunktAppenweiler_bearbeitet-1

Treffpunkt: Wanderparkplatz bei Appenweiler (entspricht 2016)

Thematische Schwerpunkte: Lebensform Baum, ökologische Ansprüche von Waldbäumen, verschiedene Waldgesellschaften, Lebensformen und Überwinterung von Pflanzen, Lebensraum Wassergraben

Bäume

Das Lebewesen Baum

Wenn man eine Pflanze als „Baum“ bezeichnet, meint man damit eine bestimmte Lebensform. Sie hat nichts zu tun mit der verwandtschaftlichen bzw. systematischen Zugehörigkeit der Pflanzenart, wenngleich es bestimmte Familien gibt, bei denen besonders viele Arten der Lebensform „Baum“ angehören. In unserer heimischen Flora sind dies zum Beispiel alle Vertreter der Familie Buchengewächse (Fagaceae).

Aufbau einer verholzten Zellwand
Aufbau einer verholzten Zellwand (Formelbild nach http://www.chem.cmu.edu/groups/washburn/res-lignin.html )

Bäume sind Gehölze, das heißt, ein wesentlicher Teil ihrer Gewebe besteht aus Zellen mit verholzten Zellwänden, also Wänden, in die zwischen Cellulose  und Hemicellulosen Lignin eingelagert ist. Dies bedeutet einen enormen Stabitlitätszuwachs. Diese Stabilität erlaubt den Bäumen sehr hoch  zu wachsen – manche über 100 m –, und sehr alt zu werden – über 1000 Jahre, selten bis 5000 Jahre.

Baumwachstum-2
Schematische Darstellung des Baumwachstums: Durch Aktivität von Gipfelregion und Kambium wird jedes Jahr ein Zuwachskegel gebildet.

Beim Wachstum der Bäume unterscheidet man Spitzenwachstum und Dickenwachstum der Sprossachsen. Wenn das Bildungsgewebe an der Sprossspitze  das einzige Bildungsgewebe ist, ist es auch für die endgültige Dicke der Sprossachse verantwortlich. Beispiele für solches auschließlich primäres Dickenwachstum sind Grashalme und Palmenstämme. Beim sekundären Dickenwachstum gibt es neben dem Bildungsgewebe an der Sprossspitze ein sekundäres Bildungsgewebe, das einen Zylinder in der Sprossachse bildet und nach außen und innen Zellen abgibt. Alle Stämme, Äste, Zweige und Wurzeln können dadurch immer dicker werden.

Bei lang anhaltenden Dickenwachstum kommen die außerhalb des Meristemzylinders liegenden Gewebe mit dem Wachstum nicht nach und reißen auf. Bäume haben verschiedene Wege eingeschlagen, um ihre Stämme und Äste durch  Schutzschichten nach außen zu sichern. Primär werden junge Zweige durch eine Epidermis, eine Schicht dicht aneinanderliegender Zellen, abgeschlossen. Sekundär bildet sich in  darunter liegenden Rindenschichten eine Schicht aus verkorkten Zellen (Periderm).

Der doppelte Irrtum von Plauens "Vater und Sohn"
Der doppelte Irrtum von Plauens „Vater und Sohn“

Wenn diese Schicht ständig  aus einem eigenen Bildungsgewebe, dem Phellogen, weiterwächst, bildet sich eine glatte Rinde, wie sie für Buchen typisch ist. In den meisten Fällen wird jedoch die äußere Peridermschicht bei weiterem Dickenwachstum wieder geprengt und es bilden sich in tieferen Rindenschichten immer wieder neue Korkkambien und neue Periderme. Die abgestorbenen äußeren Schichten werden Borke genannt. Je nach Anlage der Phellogene unterscheidet man Schuppenborke (häufigster Fall), Netzborke oder Ringelborke.

Borkenbildung
Borkenbildung

Bäume berechnen

Einfache Ermittlung der Höhe: Am einfachsten lässt sich die Baumhöhe mit einem Stock in Armlänge ermitteln . Ebenso einfach ist das Umklappverfahren: der Baumwipfel wird über den lang gestreckten Arm mit einem Stock angepeilt. Die Länge des Stocks ist im Prinzip beliebig. Dann dreht man den Stock in die Horizontale und lässt einen Helfer vom Fuß des Baumes senkrecht zur eigenen Blickrichtung so weit gehen, bis er mit dem Ende des Stocks in Linie ist. Die Entfernung Beobachter-Baum ist dann die Baumhöhe. Mittlerweile gibt es auch Baumhöhenmesser als Apps.

Volumenberechnung eines Baumstammes
Volumenberechnung eines Baumstammes

Das Volumen eines Baumstammes hängt von seinem Umfang und seiner Höhe ab. Ein Zylinder hat das Volumen Grundfläche mal Höhe, ein Kegel das Volumen 1/3 Grundfläche mal Höhe. Für Bäume in einem Hochwald unserer Breiten kann man nährungsweise die Volumenformel V = ABh · h annehmen.  ABh ist dabei die Querschnittsfläche in Brusthöhe (1,3 m).

Die Querschnittsfläche A eines Baumes steht in direkter Beziehung zu seinem Durchmesser d und dieser zu seinem Umfang u:

u =  π·d; d =u/π ;                                  A = πr2 =  πd2 /4  =  u2/4π

Daraus ergibt sich für das Volumen

V = u2 h/8π

Da 8π etwa 25 ist, gilt für einen Baum von 25 m Höhe die einfache Bezeihung

V = u2 (für u in m und V in m3)

Für jeden Meter, den ein Baum höher oder niedriger als 25 m ist, muss man 3% des Volumens zufügen oder abziehen. Förster arbeiten stattdessen  mit der sog. „Försterformel“:

V =  d2/1000 ( für d in cm und V in m3)

Vom Volumen zur Masse und zum gebundenen CO2

Die Holzmasse ergibt sich aus Volumen und Dichte.

BaumartFichteKieferBucheEicheEsche
Dichte in g/cm3 bzw. t/m30,470,520,690,670,69

Die Hälfte der Holzmasse entspricht etwa der Masse des enthaltenen Kohlenstoffs. 1 t C entspricht  3,67 t CO2

Götterbaume

Zu Bäumen gehören die ältesten und die größten Lebewesen und es ist deshalb nicht verwunderlich, dass ihnen etwas Numinöses anhaftet. Götter haben ihre Bäume: Stein-Eiche: Zeus, Ölbaum: Athene, Lorbeer Apoll, Myrte: Aphrodite; Stiel-Eiche: Thor, Hänge-Birke: Freya, Hollunder: Frau Holle = Frigg (germanische Muttergöttin),Ygdrasil = Weltenesche der Germanen. Auch bei den Kelten schrieb man Bäumen Übernatürliches zu. Aus solchen keltischen Wurzeln wurde in neuerer Zeit ein Baumhoroskop entwickelt, das auch als „Keltischer Baumkreis“ bekannt ist. Grundlage ist dr sog. Keltische Baumkalender, der jedem Datum eine Baumart zuordnet. Ähnlich wie bei den astrologischen Tierkreiszeichen wird  versucht, jedem Baum bestimmte Menscheneigenschaften zuzuordnen (Apfelbaum = die Liebe, Hasel = das Außergewöhnliche usw.). Der deutsche Name „Götterbaum“ wurde übrigens dem ursprünglich ostasiatischen Baum Ailanthus altissima gegeben, der 1740 nach Europa eingeführt wurde und sich heute – vor allem in Städten – als Neophyt stark ausgebreitet hat. Der Name soll daher kommen, dass er seine Äste weit in den Himmel reckt – aber welcher Baum tut das nicht?

Kletterbäume

Auch für Kinder und Jugendliche haben Bäume einen besonderen Reiz, vor allem, weil man auf Bäume klettern und Baumhäuser bauen kann (konnte??), weil man auf gefällten Baumstämmen balancieren und wippen kann und weil man aus Baumrinde Boote schnitzen kann. Man kann also davon ausgehen, dass man mit dem Thema Baum bei SchülerInnen – mindestens im Vergleich zu anderen botanischen Themen – ganz gut ankommen kann. Einige Möglichkeiten: Bäume ertasten, Bäume vermessen und berechnen, Borken- bzw. Rindenabdrucke herstellen, Stoffkreislauf nachreisen, Alter bestimmen, Totholz und tote Bäume untersuchen.

Wälder

Was sind Wälder

Die Vegetation prägt das Aussehen einer Landschaft, ihre Physiognomie. Grob kann man unterscheiden zwischen Wäldern, Gebüschen, Zwergstrauchbeständen, Grasländern und anderen krautigen Vegetationsformen (Steppen, Prärien).

Flora und Vegetation

Einer der ersten, der versucht hat, die Vegetation der Erde nach ihren Lebensformen, also ihrem Aussehen, in Vegetationstypen einzuteilen, war Alexander von Humboldt (1801-1803: Ideen zu einer Geographie der Pflanzen)

Zusammenhang zwischen Vegetationstyp und Lebensformen
Zusammenhang zwischen Vegetationstyp und Lebensformen

Als „Wälder“ bezeichnet man Pflanzengesellschaften, die durch mehr oder weniger dicht stehende Holzgewächse – Bäume – ausgezeichnet sind. Für die weitere Untergliederung spielt eine Rolle, ob es sich um laubwerfende oder immergrüne Wälder handelt und wie dicht die Bäume stehen  (Begriff des Offenwaldes, Savannen als Übergänge zu Grasländern). Die Nutzung der Wälder durch den Menschen hat in vielen Gebieten der Erde zu einer sehr starken Veränderung der ursprünglichen Waldvegetation (der Urwälder) geführt. Oft sind im Laufe der jahrtausendelangen Nutzung Wälder sogar vollständig verschwunden (Libanon, Vorderer Orient). Auch in Mitteleuropa hat die unregulierte Waldnutzung im Mittelalter zu einer sehr starken Degradation der Wälder geführt. Als Reaktion begann man im  Im 18. Jahrhundert mit der gezielten, auf dauerhaften Ertrag angelegten Forstwirtschaft. In diesem Zusammenhang wurde von Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptman des Erzgebirges, 1713 zum ersten Mal der Begriff der Nachhaltigkeit verwendet. Er besagt, dass man dem Wald nicht mehr Holzmasse entnehmen soll  als gleichzeitig nachwächst. Heute wird dieser Begriff auf den ganzen Bioplaneten Erde angewendet.

Mitteleuropas Wälder

Laubwerfende Wälder der nördlichen gemäßgten Klimazone mit typischen Klimadiagrammen
Laubwerfende Wälder der nördlichen gemäßgten Klimazone mit typischen Klimadiagrammen (aus Strasburger, E.(Ersthrsg.): Lehrbuch der Botanik, 37.A. 2014, S. 868)

Wälder gibt es auf der Erde schon seit mehr als 350 Mill.J. Hier soll aber nur auf die jüngste Erdegschichte eingegangen werden, in der die mitteleuropäischen Wälder entstanden sind.

Sie liegen in dem Laubwaldgürtel der gemäßigten Zone, der sich von Nordamerika über Europa bis nach Ostasien erstreckt. Das Besondere der zentraleuropäischen Wälder ist, dass sie erdgeschichtlich sehr jung sind. In den Kälteperioden des Pleistozäns war Mitteleuropa eine waldfreie, von Tundra oder Gletschern bedeckte Landschaft. Erst nach dem Rückzug der Gletscher vor etwa 12.000 Jahren konnte sich Mitteleuropa langsam wieder bewalden. Der Vergleich mit den entsprechenden Waldgesellschaften Nordamerikas und Ostasiens zeigt, dass dort etwa zehnmal soviele Gehölzarten vorkommen wie in Mitteleuropa. Man kann also davon ausgehen, dass der Wiederbewaldungsprozess hier noch längst nicht abgeschlossen wäre. Allerdings wurde die natürliche Sukzession durch das Auftreten des Menschen zunächst stark beeinflusst und schließlich durch die Forstwirtschaft ganz beendet. Die heutige Zusammensetzung unserer Waldgesellschaften hat zwar durchaus etwas zu tun mit den natürlichen Gegebenheiten und den Umweltfaktoren, sie wird aber entscheidend bestimmt von forstlichen Maßnahmen wie Umtriebszeiten, Aufforstungsmaßnahmen usw.

Auch in der erdgeschichtlich gesehen jungen Epoche seit der letzten Kaltzeit hat sich allerdings das Klima in Mitteleuropa mehrfach verändert und dies hat sich auch auf die Zusammensetzung der Vegetation ausgewirkt. Über diese Vegetationsgeschichte seit der letzten Kaltzeit ist man durch Pollen-Untersuchungen (Pollendiagramme) sehr gut unterrichtet.

Pollendiagramm vom Ende der letzten Kaltzeit bis zur Gegenwart (nach Frey/Lösch, Geobotanik,3.A. 2010, S.159)
Pollendiagramm vom Ende der letzten Kaltzeit bis zur Gegenwart (nach Frey/Lösch, Geobotanik,3.A. 2010, S.159)

Während zuerst (bis ca. -9000 J) Birken und Kiefern dominierten, gab es zwischen -9000 und -8000 J einen starken Anstieg der Hasel, Gleichzeitig begannen sich Eichen und Ulmen, an speziellen Standorten auch Linden und Eschen immer mehr auszubreiten und die Haselbestände gingen etwas zurück. Buchen haben sich vermutlich erst durch den Einfluss des Menschen aber auch aufgrund eines feuchteren und kühleren Klimas im Subatlantikum seit 3000 J immer mehr ausgebreitet. In den schattigen Buchenwäldern hatten Haselsträucher nur noch an Waldrändern eine Chance. Die heutige weite Verbreitung der Fichte ist auf Aufforstungsmaßnahmen ab Ende des 18. JH zurückzuführen.

Verschiedene Waldgesellschaften

Auf Grund von Jahrzehnte langen empirischen Erhebungen zu den Standortansprüchen von Pflanzenarten wurden  von Heinz Ellenberg in den 1970 er Jahren für nahezu alle in Mitteleuropa heimischen Pflanzenarten Zeigerwerte für verschiedene Umweltfaktoren zusammengestellt und seither immer wieder neuen Erkenntnissen angepasst. Das ökologische Verhalten gegenüber einem bestimmten Standortfaktor wird in der Regel durch eine Ziffer von 1 bis 9 ausgedrückt. Diese Zeigerwerte spiegeln das Vorkommen einer Art unter Freilandbedingungen wider, d. h. bei ausgeprägter zwischenartlicher Konkurrenz. Die Zeigerwerte machen also keine Aussage über das Verhalten in Reinkultur.http://www.utb-shop.de/downloads/dl/file/id/27/zusatzkapitel_zeigerwerte_der_pflanzen_mitteleuropas.pdf

Die Zeigerwerte der Baumarten bestimmen die Zusammensetzung der Bäume in den verschiedenen Waldgesellschaften. Aufgrund ihres Wasserbedarfes und der bevorzugten Bodenreaktion kann man für mitteleuropäische Waldtypen ein sogenanntes Ökogramm aufstellen (vgl. Exkursionsangebot 2016). Auch die krautigen Pflanzen des Waldbodens lassen sich basierend auf den Zeigerwerten  „Bodenfeuchte“ und „Bodenreaktion“ zu ökologischen Gruppen zusammenfassen. Pflanzen einer solchen Gruppe sind häufig nebeneinander anzutreffen. Sie können zur Charakterisierung von Standorten verwendet werden, insbesondere für Bodenfeuchte, pH-Wert und Nährmineralverfügbarkeit. Die Busch-Windröschen-Gruppe z. B. ist typisch für wenig saure mäßig trockene bis mäßig feuchte Böden.

Ökologische Gruppen von mitteleuropäischen Waldbodenpflanzen

Ökologische Gruppen krautiger Pflanzen aus mitteleuropäischen Wäldern (nach H. Ellenberg)

Die „ökologischen Gruppen“ basieren auf den von Ellenberg in den 1970 er Jahren zum ersten Mal zusammengestellten Zeigerwerten, die in der letzten Auflage der „Vegetation Mitteleuropas“ nach neuestem Stand zusammengestellt sind. Sie sind im Internet frei zugänglich: http://www.utb-shop.de/downloads/dl/file/id/27/zusatzkapitel_zeigerwerte_der_pflanzen_mitteleuropas.pdf

Die römischen Ziffern von I-VI stehen für zunehmende Feuchtigkeit, die Buchstaben von a – e für einen zunehmenden pH-Wert („Bodenreaktion“) .

Eine etwas andere Zusammenstellung für die forstliche Standortkartierung findet sich unter folgenden URLs

http://www.forst-rast.de/Artengruppen.html

http://www.forst-rast.de/Zeigerpflanzen.html#_

I a-b Becherflechten-Gruppe

Becherflechten – Cladonia-Arten, Moos Dicranum scoparium, Moos Polytrichum juniperinum, Sand-Segge – Carex arenaria, Doldiges Habichtskraut – Hieracium umbellatum

I c Berg-Seggen-Gruppe

Bärenschote – Astragalus glyciphyllos, Pfirsichblättrige Glockenblume – Campanula persicifolia, Finger-Segge – Carex digitata, Berg-Segge – Carex montana, Maiglöckchen – Convallaria majalis, Nickendes Perlgras – Melica nutans, Salomonsiegel – Polygonatum odoratum, Nickendes Leimkraut – Silene nutans

I d-e Erd-Seggen-Gruppe

Moos Homalothecium lutescens, Graslilien-Arten – Anthericum spp., Erd-Segge – Carex humilis, Blut-Storchschnabel – Geranium sanguineum, Hirsch-Haarstrang – Peucedanum cervaria, Schwalbenwurz – Vicetoxicum hirundinaria, Diptam – Dictamus albus, Blauroter Steinsame – Aegonychon purpurocaeruleum

II a Heidelbeer-Gruppe

Moos Dicranum scoparium, Moos Leucobryum glaucum, Moos Hypnum cupressiforme, Besenheide – Calluna vulgaris, Heidelbeere – Vaccinium myrtillus, Preiselbeere – Vaccinium vitis-idaea, Wiesen-Wachtelweizen – Melampyrum pratense, Borstgras – Nardus stricta

 II b Schlängel-Schmielen-Gruppe

Moos Dicranella heteromalla, Moos Polytrichum formosum, Schlängel-Schmiele – Deschampsia flexuosa, Ruchgras – Anthoxanthum odoratum, Pillen-segge – Carex pilulifera, Besenginster – Cytisus scoparius, Harzer Labkraut – Galium harcynicum, Siebenstern – Trientalis europaea, Gebräuchlicher Ehrenpreis – Veronica officinalis, Weiches Honiggras – Holcus mollis, Schaf-Schwingel – Festuca ovina agg., Gewöhnliche Haimbinse – Luzula luzuloides, Gewöhnliche Goldrute – Solidago virgaurea

II c Busch-Windröschen-Gruppe

Moos Atrichum undulatum. Moos Eurhynchium striatum, Moos Isothecium viviparum, Busch-Windröschen – Anemone nemorosa, Wald-Knaulgras – Dactylis polygramma, Berg-Weidenröschen – Epilobium montanum, Mandelblättrige Wolfsmilch – Euphorbia amygdaloides, Wald-Schwingel – Festuca altissima, Waldmeister – Galium odoratum, Behaarte Hainbinse – Luzula pilosa, Wald-Flattergras –Milium effusum, Dreiadrige Nabelmiere – Moehringia trinervia, Efeu – Hedera helix, Hain-Rispengras – Poa nemoralis, Große Sternmiere – Stellaria holostea, Hasenlattich- Prenanthes purpurea, Zaun-Wicke – Vicia sepium, Wald-Veilchen – Viola reichenbachiana

II d Goldnessel-Gruppe

Moos Eurhynchium swartzii, Goldnessel – Lamiastrum galeobdolon, Haselwurz – Asarum, europaeum, Wald-Zwenke – Brachypodium sylvaticum, Wald-Trespe – Bromus ramosus, Wald-Segge – Carex sylvatica, Grünliche Stendelwurz – Epipactis helleborine, Gewöhnliche Nelkenwurz – Geum urbanum, Leberblümchen – Hepatica nobilis, Frühlings-Platterbse – Lathyrus vernus, Wald-Bingelkraut – Mercurialis perennis, Einbeere – Paris quadrifolia, Vielblütige Weißwurz – Polygonatum multiflorum, Lungenkraut – Pulmonaria officinalis, Sanikel – Sanicula europaea, Hohe Schlüsselblume – Primula elatior

II e Waldvögelein-Gruppe

Moos Ctenidium molluscum, Moos Encalypta streptocarpa, Rotes Waldvögelein – Cephalanthera rubra, Weißes Waldvögelein – Cephalanthera damasonium, Frauenschuh – Cypripedium calceolus, Nieswurz – Helleborus foetidus, Echte Schlüsselblume – Primula veris

III a Rippenfarn-Gruppe

Moos Bazzania trilobata, Rippenfarn – Blechnum spicant, Tannenbärlapp – Huperzia selago, Schlangen-Bärlapp – Lycopodium annotinum

III b Adlerfarn-Gruppe

Moos Hylocomium splendens, Moos Plagiothecium undulatum, Adlerfarn – Pteridium aquilinum, Dorniger Wurmfarn – Dryopteris carthusiana, Stechender Hohlzhn – Galeopsis tetrahit, Wald-Hainbinse  – Luzula sylvatica, Mauerlattich – Mycelis muralis

III c Kriechender Günsel-Gruppe

Moos Brachythecium rutabulum, Moos Cirriphyllum piliferum, Kriechender Günsel – Ajuga reptans, Frauenfarn – Athyrium filix-femina, Hunds-Quecke – Elymus caninus, Rasen-Schmiele – Deschampsia cespitosa, Riesen-Schwingel – Festuca gigantea, Stinkender Storchschnabel – Geranium robertianum, Gundermann – Glechoma hederacea, Wald-Sauerklee – Oxalis acetosella, Knotige Braunwurz – Scrophularia nodosa, Hain-Gilbweiderich – Lysimachia nemorum

III d Scharbockskraut-Gruppe

Moos Mnium undulatum, Scharbockskraut – Ficaria verna, Moschuskraut – Adoxa moschatellina, Gefleckter Aronstab – Arum maculatum, Gewöhnliches Hexenkraut – Circaea lutetiana, Wald-Ziest – Stachys sylvatica, Goldschopf-Hahnenfuß – Ranunculus auricomus, Zweiblatt – Listera ovata

 III e Lerchensporn-Gruppe

Giersch, Geißfuß – Aegopodium podagraria, Bär-Lauch – Allium ursinum, Gelbes Windröschen – Anemone ranunculoides, Hohler Lerchensporn – Corydalis cava, Gold-Gelbstern – Gagea lutea, Kratzbeere – Rubus caesius

IV a-b Pfeifengras-Gruppe

Pfeifengras – Molinia caerulea, Aufrechtes Fingerkraut – Potentilla erecta, Glockenheide – Erica tetralix

IV c Winkel-Seggen-Gruppe

Winkel-Segge – Carex remota, Wald-Schachtelhalm – Equisetum sylvaticum, Berg-Ehrenpreis – Veronica montana, Hain-Sternmiere – Stellaria nemorum, Großes Springkraut, „Rühr-mich-nicht-an“- Impatiens noli-tangere

IV d Hänge-Seggen-Gruppe

Hänge-Segge, Nickende S. – Carex pendula, Behaarter Kälberkropf – Chaerophyllum hirsutum, Wechselblättriges Milzkraut – Chrysosplenium alternifolium, Riesen-Schachtelhalm – Equisetum telmateia, Alpen-Hexenkraut – Circaea alpina, Weiße Pestwurz – Petasites albus

V a-b Rauschbeeren-Gruppe

Moos Polytrichum commune. Moos Sphagnum acutifolium, Moos Sphagnum palustre, Rauschbeere – Vaccinium uliginosum, Sumpfporst – Rhododendron tomentosum

V c Mädesüß-Gruppe

Moos Climacium dendroides, Gewöhniches Mädesüß – Filipendula ulmaria, Wald-Engelwurz – Angelica sylvestris, Wiesen-Schaumkraut – Cardamine pratensis, Pfennigkraut – Lysimachia nummularia, Blutweiderich – Lythrum salicaria, Flatter-Binse – Juncus effusus, Gewöhnlich es Rispengras – Poa trivialis

V d-e Sumpf-Seggen-Gruppe

Sumpf-Segge – Carex acutiformis, Kohl-Kratzdistel – Cirsium oleraceum, Sumpf-Pippau – Crepis paludosa, Bach-Nelkenwurz – Geum rivale, Rohr-Glanzgras – Phalaris arundinacea, Wald-Simse – Scirpus sylvaticus, Echter Baldrian – Valeriana officinalis, Gewöhnlicher Beinwell – Symphytum officinale

VI a Scheidiges Wollgras-Gruppe

versch. Torfmoose, z. B. Sphagnum magellanicum, Scheidiges Wollgras – Eriophorum vaginatum, Rosmarinheide – Andromeda polyfolia, Moosbeere – Vaccinium oxycoccus, Rasen-Haarsimse – Trichophorum cespitosum

VI b Sumpf-Blutaugen-Gruppe

Sumpf-Blutauge – Potentilla palustre, Wiesen-Segge, Braun-Segge – Carex nigra, Schnabel-Segge – Carex rostrata, Schmalblättriges Wollgras – Eriophorum angustifolium, Wassernabel – Hydrocotyle vulgaris

VI c Sumpf-Lappenfarn-Gruppe

Sumpf-Lappenfarn – Thelypteris palusris, Sumpf-Reitgras – Clamagrostis canescens, Verlängerte Segge – Carex elongate, Glatte Segge – Carex laevigata, Königsfarn- Osmunda regalis

VI d-e Sumpf-Dotterblumen-Gruppe

Moos Calliergonella cuspidata, Sumpf-Dotterblume – Caltha palustris, Teich-Schachtelhalm – Equisetum fluviatile, Sumpf-Schwertlilie – Iris pseudacorus, Sumpf-Labkraut – Galium palustre, Wolfstrapp – Lycopus europaeus, Sumpf-Haarstrang – Peucedanum palustre, Helmkraut – Scutellaria galericulata, Bittersüßer Nachtschatten – Solanum dulcamara

Sonderstandorte:

luftfeucht und sauer: Eichenfarn-Gruppe

Eichenfarn – Gymnocarpium dryopteris, Wald-Geißbart – Aruncus sylvestris, Breitblättriger Dornfarn – Dryopteris dilatata, Buchenfarn – Thelypteris phegopteris, Bergfarn – Oreopteris limbosperma

luftfeucht und basenreich: Mondviolen-Gruppe

Mondviole, Ausdauerndes Silberblatt – Lunaria rediviva, Christophskraut – Actaea spicata, Ruprechtsfarn – Gymnocarpium robertianum, Hirschzungenfarn – Asplenium scolopendrium

 Wechseltrocken, tonig: Blaugrüne Seggen-Gruppe

Blaugrüne Segge – Carex flacca, Rohr-Pfeifengras – Molinia arundinacea, Berg-Reitgras – Calamagrostis varia

wechselfeucht: Zittergras-Seggen-Gruppe

Zittergras-Segge – Carex brizoides, Hasen-Segge – Carex leporina

nitratreich: Knoblauchrauken-Gruppe

Knoblauchsrauke – Alliaria officinalis, Wiesen-Kerbel – Anthriscus sylvestris, Taumel-Kälberkropf – Chaerophyllum temulum, Schöllkraut – Chelidonium majus, Efeublättriger Ehrenpreis –Veronica hederifolia

kalkreich: Blaugras-Gruppe

Kalk-Blaugras – Sesleria caerulea, Vogelfuß-Segge – Carex ornithopoda, Alpen-Distel – Carduus defloratus, Alpen-Leinblatt –Thesium alpinum

Gute Infos zum Thema finden sich unter http://www.ecology.uni-jena.de/ecologymedia/ag_pflanzenoekologie/VegOeko/Kap_1.pdf

Aufgaben

1. Bäume und Sträucher (Luftpflanzen) im Adelsreuter Wald

Listen Sie die von uns auf der Exkursion beobachteten Bäume und Sträucher auf und ermitteln Sie für jede Art die Zeigerwerte für Lichtgenuss, Feuchtigkeit, Nitratgehalt und Bodenreaktion. Nutzen Sie diese Zusammenstellung für eine ökologische Bewertung des Waldgebietes und stellen Sie eine Beziehung zu den bodenkundlichen bzw. geologischen Gegebenheiten her.

2. CO2-Speicher Wald

Sie haben den Gehalt des gespeicherten Kohlenstoffs bzw. Kohlenstoffdioxids im Holzkörper eines Baumes abgeschätzt. Stellen Sie Vorgehensweise und ihr Ergebnis dar. Setzen Sie den erhaltenen Wert in Beziehung zu dem CO2-Ausstoß der Exkursions-Autos (vereinfachte Annahme: 8 PKWs PH-Weingarten – Appenweiler und zurück, Verbrauch 7 L/100 km). http://de.myclimate.org/de/?gclid=CKCtopHly9MCFUJAGwodw1QL5Q

3. Essbare Bäume

Wir haben die jungen Triebe von Fichten und Tannen verkostet. Recherchieren Sie zur möglichen kulinarischen Verwertung dieser jungen Nadelholztriebe, erproben Sie ein Rezept und berichten Sie von ihren Erfahrungen.

4. Bodenpflanzen (Geophyten) sind eine relativ häufige Lebensform in mitteleuropäischen Laubwäldern.

a) Geben Sie einige Beispiele und erklären Sie die Angepasstheit dieser Pflanzen an ihren Standort.

b) Beschreiben Sie den Lebenszyklus der Herbstzeitlose und erklären Sie, warum diese Pflanze deshalb besonders gut an den Standort Wiese angepasst ist.

5. Atmung von Wassertieren.

Die Wege im Adelsreuter Wald-Weißenauer Wald sind oft von Gräben gesäumt, die zum Teil permanent Wasser führen. Dort entdeckten wir kleine Grasfrösche (vermutlich Jungtiere vom vergangenen Jahr), Köcherfliegenlarven und Larven von Großlibellen.

Vergleichen Sie die Atmung (Sauerstoffaufnahme) dieser drei Tiere.

Literatur zum Thema Baum und Wald

Bartsch, Norbert/ Röhrig, Ernst (2016): Waldökologie – Einführung für Mitteleuropa. Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum

Braune, W./Leman, A./Taubert, H. (9.A, 2007): Pflanzenanatomisches Praktikum I: Zur Einführung in die Anatomie der Vegetationsorgane der Samenpflanzen. Berlin/Heidelberg: Springer-Spektrum

Bundesamt für Naturschutz (BfN): www.bfn.de

Dylla, Klaus/Krätzner, Günter (1977): Das biologische Gleichgewicht in der Lebensgemeinschaft Wald. Biologische Arbeitsbücher 9, Quelle und Meyer, Heidelberg/Wiesbaden. Folgeauflagen: Das ökologische Gleichgewicht in der Lebensgemeinschaft Wald (4.A.1986): Lebensgemeinschaft Wald (1998)

Ellenberg, H./Leuschner, C. (6. erweiterte A, 2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Stuttgart: Ulmer

Hofmeister, H. (1990): Lebensraum Wald. Hamburg: Parey

Küster, Hansjörg (3. A. 2013): Geschichte des Waldes – Von der Urzeit bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck

Lude, Arnim (Hrsg.) (2014): Wald im Wandel. Unterricht Biologie 395 (Jg.38)

Lude, Arnim (Hrsg.) (2014): Survival im Wald. Unterricht Biologie Kompakt 396 (Jg.38)

Mattheck, C. (1999): Stupsi erklärt den Baum. Forschungszentrum Karlsruhe

Oehmig, B. (Hrsg.) (2008): Wald. Unterricht Biologie 334 (Jg.32)

Schulbiologiezentrum Hannover-Arbeitshilfen http://www.schulbiologiezentrum.info/arbeitshilfen.htm

Wildmann, Steffen et al. (2014): Wälder mit natürlicher Entwicklung in Deutschland

Wohlleben, Peter (2013): Der Wald – ein Nachruf. Wie der Wald funktioniert, warum wir ihn brauchen und wie wir ihn retten können – ein Förster erklärt. München: Ludwig  (vom Autor gibt es zahlreiche weitere Bücher zum Thema Wald und Baum)

Rotach bei Oberteuringen (12.05.2017)

Oberteuringen1

Treffpunkt: Oberteuringen, Franz-Roth-Platz

Fahrt von Ravensburg über die B33 bis Oberteuringen-Neuhaus, dort links abzweigen in die Teuringer Straße, die in die Augustin Bea Straße übergeht, dann bis zum Franz Roth Platz rechts.

Thematische Schwerpunkte: Die Rotach als drittgrößter Zufluss des östlichen Bodensees, Ökologie von Fließgewässern, Messung einiger abiotische Faktoren, biotische Faktoren: Wassertiere und Uferpflanzen,  Gefährdung und Schutz von Bächen, Renaturierungsmaßnahmen

Oberteuringen2

Die Rotach

Die Rotach  entwässert das Pfrunger Ried nach Süden. Sie entsteht bei Wilhelmsdorf , durchfließt  den Harttobel bei Horgenzell und erreicht durch den Benistobel vor Urnau das Deggenhauser Tal. Sie durchfließt die Gemeinde Oberteuringen, bis sie schließlich nach Friedrichshafen kommt, wo sie einen Kilometer östlich des Stadtkerns als westliche Grenze des Eriskircher Rieds in den Bodensee mündet. Ihr Einzugsgebiet beträgt rund 130 km².

Quellhöhe  620 m, Mündungshöhe  395 m, Höhenunterschied 225 m, Länge 38,8 km, Mittlerer Abfluss bei der Mündung 1,83 m3/s

Lage der Jungmoräne und oberschwäbische Zuflüsse zum Bodensee
Lage der Jungmoräne und oberschwäbische Zuflüsse zum Bodensee (verändert nach Sorg, J.: Typische Vegetationsbilder der Oberschwäbischen Landschaft, In Ott., S.; Oberschwaben, Otto Maier, 1972)

An dem Lauf der knapp 40 km langen Rotach lagen einst 22 Mahl- und Sägemühlen. Für diese Mühlen wurde der Bach jeweils mit Wehren aufgestaut – für wandernde Fische, aber auch für andere Organismen ein Problem. Das Wehr bei Oberteuringen wurde im Juli 2002 durch eine schräge Rampe mit Steinblöcken  aufgefüllt. Der Baggerfahrer berichtete, dass die ersten Fische schon versuchten, hochzukommen, als er noch bei der Arbeit war. Ein weiteres Wehr in Unterteuringen wurde im August 2005 gesprengt. Das Wehr bei der Reinachmühle wurde erst 2014 renaturiert.

Rotach bei Oberteuringen
Rotach bei Oberteuringen

Gewässergütebestimmung

Die Wasserqualität eines Fließgewässers, die Gewässergüte, hängt vor allem von seinem Gehalt an abbaubaren organischen Substanzen und anorganischen Substanzen (Nährmineralien) ab. Beide Faktoren stehen in Beziehung miteinander: Eine hohe Nährsalzkonzentration fördert die Produktion und Anreicherung von organischen Stoffen im Wasser, dagegen setzt der Abbau organischer Substanzen Nährsalze, vor allem Nitrate und Phosphate, frei.

Stoffkreislauf im Fließgewässer
Stoffkreislauf im Fließgewässer

In diesem Schema nicht berücksichtigt ist, dass es sich bei einem Fließgewässer um ein Durchflusssystem handelt. Organismen, Abfallstoffe und Nährsalze werden mit dem Wasserstrom transportiert. Dies wird in der folgenden Darstellung berücksichtigt. Daraus ergibt sich für das Stoff- und Nahrungsangebot in einem Fließgewässer aber auch, dass es von derr Quelle zur Mündung hin zunimmt. Außerdem bedeutet stäkeres Gefälle auch überwiegende Erosion, geringres Gewfälle überwiegende Sedimentation.

Stoff- und Nahrungsangebot in einem Fließgewässer (aus Dick, G.(1990): Fließgewässer Ökologie und Güte - verstehen und bestimmen. Hrsg.: Verein für Ökologie und Umweltforschung, Wien)
Stoff- und Nahrungsangebot in einem Fließgewässer (aus Dick, G.(1990): Fließgewässer Ökologie und Güte – verstehen und bestimmen. Hrsg.: Verein für Ökologie und Umweltforschung, Wien)

Abiotische Faktoren

Allgemeine Kenngrößen: Färbung, Trübung, Geruch, Fließgeschwindigkeit, pH, Sauerstoffgehalt, Leitfähigkeit

Nährsalze : Phosphat, Nitrat, Nitrit, Ammonium

weitere Salze: Chlorid, Sulfat

Schwermetalle: Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber, Zink

Summenkenngrößen: BSB (Biochemischer Sauerstoffbedarf), CSB (Chemischer Sauerstoffbedarf) TOC (Gesamtkohlenstoff)

Industriechemikalien (z.B. halogenierte Kohlenwasserstoffe)

Nanoplastikteile

Biotische Faktoren

Die abiotischen Faktoren in einem Fließgewässer variieren meistens sehr stark, deshalb liefert ihre Messung immer nur eine Momentaufnahme. Demgegenüber reagieren Organismen und Lebensgemeinschaften auf die Wasserqualität über einen längeren Zeitraum.

Ein seit langem standardisiertes Verfahren zur biologischen Gewässergüte Bewertung liefert das Saprobiensystem. Über ausgewählte Tierarten (und Mikroorganismen) und deren Häufigkeit wird auf die Belastung eines Gewässers mit organischen, biologisch leicht abbaubaren Stoffen geschlossen (Saprobie = Intensität der heterotrophen, Sauerstoff zehrenden Stoffumsetzungen). Für das Verfahren gibt es eine DIN Norm, in die  160 wirbellose Tiere (vor allem Insektenlarven, Kleinkrebse, Schnecken, Muscheln, Egel), einige Fischarten, sowie 90 Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Ciliaten) aufgenommen sind. In der Praxis werden die Mikroorganismen vor allem dann herangezogen wenn nicht genügend Makroorganismen zu finden sind. Geeignet für diese Bewertung snd nur relativ stenöke Arten, die an einen engen Bereich von Umweltfaktoren gebunden sind (Zeigerarten). Arten, die in Gewässern fast aller Güteklassen vorkommen – wie z.B. Stechmückenlarven – sind als Indikatoren ungeeignet.

Die Zuordnung der Wassertiere zum Saprobiensystem geht auf Kolkwitz und Marson 1902 zurück, wurde aber immer wieder erweitert und bearbeitet. Bestimmte Belastungen – insbesondere mit nicht  biologisch abbaubaren Schwermetallen und synthetiscvhen Schadstoffen – werden schlecht oder garnicht erfasst. Auch die großen regionalen Unterschiede der Fließgewässer sind ein Problem. Langsm fließende Bäche des Flachlandes enthalten natürlicher Weise mehr organische Abfallstoffe und haben einen geringeren Sauerstoffgehlat als Bergbäche. Deshalb können Flachlandbäche nach dem Saprobiensystem die Güteklasse I garnicht erreichen. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRR) berücksichtigt dies durch Einbeziehung des Gewässertyps in die Bewertung.

Gewässergüteklassen (aus Graw, M. (2001): Ökologische Bewertung von Fließgewässern. VDG Bd.64
Gewässergüteklassen (aus Graw, M. (2001): Ökologische Bewertung von Fließgewässern. VDG Bd.64)

http://www.vdg-online.de/band64.html

Gewässergütekarte von Baden-Württemberg

http://www.fv-heilbronn.de/karten/guete_2000.jpg

Stationen an der Rotach

Untersuchungsgebiet an der Rotach, Ausschnitt aus TK 1:25000, Blatt8222 Markdorf
Untersuchungsgebiet an der Rotach, Ausschnitt aus TK 1:25000, Blatt 8222 Markdorf

Diese Exkursion haben wir als Parcours durch 4 Stationen organisiert, die alle in der Nähe eines Grill- und Spielplatzes bei Oberteuringen eingerichtet wurden. Tische und Bänke konnten dafür als Abstell- und Arbeitsplätze genutzt werden.

Gewönliche Schuppenwurz - Lathraea squamaria
Gewönliche Schuppenwurz – Lathraea squamaria (Foto Probst)

Auf dem Weg vom Parkplatz zu den Stationen konnten wir neben Bärlauch und Einbeere  die blassen Fruchtstande der Schuppenwurz (Lathraea squamariea, Fam. Sommerwurzgewächse)  entdecken. Die fast völlig chlorophyllfreie Pflanze hat ein verzweigtes, unterirdisches Rhizom mit stärkereichen Schuppenblättern und Wurzeln mit Saugorganen, mit denen sie vor allem Baumwurzeln anzapft und Wasser und Assimilate ansaugt. Die langlebigen Samen können nur erfolgreich auskeimen, wenn sie dichter als 1 cm bei einer möglichen Wirtswurzel liegen.

Auf Holzresten fanden wir zahlreiche Fruchtkörper des Glimmer-Tintlings (Coprinellus micaceus), eine Pilzart, die man bei milder Witterung das ganze Jahr über finden kann.

Station 1: Abiotische Wassereigenschaften

Sinnlich wahrnehmbar: Farbton, Farbstärke, Geruch, Trübung, Schaumbildung

Gemessen: pH-Wert, Nitrat, Nitrit, Ammonium, Phosphat, Gesamthärte. Der Sauerst0offgehalt konnte nicht gemessen werden, da die Sauerstoffelektrode defekt war.

Station 2: Zeigerorganismen, Saprobienwert, Gewässergüte

Es wurden vor allem verschiedene Einagsfliegenlarven gefunden. Besonders ein Exemplar der Gemeinen Kahnschnecke (Theodoxus fliuviatilis) mit dem Saprobinewert 1,7 (nach Schwab,1995) deutet auf gute Gewässerqualität.

Station 3: Fließgewschwindigkeit

Strömungsmesser

Die Fließgeschwindigkeit und die Strömungseigenschaften wurden mit einem Papierbootrennen und mit einem einfachen Strömungsmesser untersucht.

Station 4: Bachbegleitende Pflanzen

Pflanzen an der Rotach
Pflanzen an der Rotach

Jede Gruppe bestimmte 6 bachbegleitende Pflanzenarten, sortierte sie nach ihrem Standort relativ zum Bach und ermittelte Zeigerwerte und Lebensform.

Auswertung der Stationsarbeit

Die Auswertung der Stationsarbeit wird jeweils von denen, die sich auf die Station vorbereitet haben bzw. bei unserer Abschlussbesprechung gemeldet haben, vorgenommen. Die Ergebnisse werden allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt.

Literatur zum Thema Fließgewässer

Baur, Werner H. (1997): Gewässergüte bestimmen und beurteilen. Blackwell-Wissenschaftsverlag

Brehm, J./Meijering, M. P. D. (3. A.1996): Fließgewässerkunde – Einführung in die Ökologie der Quellen, Bäche und Flüsse. Biologische Arbeitsbücher. Wiesbaden: Quelle und Meyer

Engelhardt, Wolfgang (17. A.; 2015): Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? Stuttgart: Kosmos-Franckh

Fey, Michael, J. (1996): Biologie am Bach – Praktische Limnologie für Schule und Naturschutz. Biologische Arbeitsbücher. Wiesbaden: Quelle und Meyer

Graw, Martina (2001):Ökologische Bewertung von Fließgewässern. Schriftenreihe der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz Bd.64.http://www.vdg-online.de/96.html

Klee, Otto (2. A. 1993): Wasseruntersuchungen – Einfache Analysenmethoden und Beurteilungskriterien. Biologische Arbeitsbücher. Wiesbaden: Quelle und Meyer

Mischke, Ute/Behrendt, Horst (2007): Handbuch zum Bewertungsverfahren von Fließgewässern mittels Phytoplankton zur Umsetzung der EU-WRRL in Deutschland. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung

Sandrock, F. (Hrsg.,1981): Fließgewässer. – Unterricht Biologie, H. 59

Schwab, H. (1995): Süßwassertiere – Ein ökologisches Bestimmungsbuch . Stuttgart: Klett Schulbuchverlag

Schulbiologiezentrum Hannover: Gewässergütebestimmung nach Tieren (Formblatt) http://www.schulbiologiezentrum.info/Gew%E4sseruntersuchung%20Tiere%20Formblatt%20EINFACH%20mit%20Arten.pdf

Wellinghorst, R. (2002): Wirbellose Tiere des Süßwassers. Seelze: Friedrich Verlag

http://www.biologie-schule.de/oekosystem-fliessgewaesser.php

http://www.fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/10119/s_28_boegew_arbeit.pdf?command=downloadContent&filename=s_28_boegew_arbeit.pdf&FIS=161

http://www.rolf-wellinghorst.de/fileadmin/rolf-wellinghorst.de/gewaesseroekologie/Gew%C3%A4sser%C3%B6kologie-BLK-Materialien1Teil.pdf

Dornacher Ried und Häckler Weiher (21.5.2017)

(weitere Unterlagen und Infos vgl. das Exkursionsangebot von 2016)

Treffpunkt: Kirche Blitzenreute (entspricht 2016)

TreffpunktBlitzenreute

Thematische Schwerpunkte: Hochmoor und Niedermoor, Moorregeneration, Wiesen und Ackerränder, Landschaftsgeschichte

Zum Exkursionsverlauf

Exkursionsweg am 21.5.2017
Exkursionsweg am 21.5.2017

Unter dem Klang der Kirchenglocken starteten wir pünktlich 10:00 Uhr in Blitzenreute. Nach den letzten Häusern hat man vom Weg einen weiten Blick über das Schussental bis zum Altdorfer Wald und weiter zu den Allgäuer Alpen. Dieses breite Schussenbecken markiert ein Rückzugsstadium des Rheingletschers. Letztes Jahr sahen wir hier verschiedene Getreidefelder, vor allem mit Sommergerste und Weizen, dieses Jahr war alles ein großes Maisfeld mit gerade gekeimten Maispflänzchen, dank Herbizid-Behandlung völlig unkrautfrei. Später ging es durch große Rapskulturen, also eine deutliche Zunahme der „Energiepflanzen“.

Der süße Duft der Rapsblüten konnte nicht nur von uns wahrgenommen werden, er lockte auch viele Bienen, auch Wildbienen, und einige Schwebfliegen, Schmetterlinge und Käfer. Bei genauem Hinsehen waren fast in jedem Blütenstand Rapsglanzkäfer (Brassicogethes aeneus) zu finden. Die Käfer fressen nicht nur Pollen, sondern sie können auch die Fruchtknoten annagen und dadurch erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen.

Auf dem Weg bis zum Moorsteg sammelten wir blühende Pflanzen vom Weg- und Ackerrand, die wir dann sortierten und bestimmten. Besonders auffällig waren einige Schmetterlingsblütler , die vermutlich aus Zwischenfruchtmischungen stammen:

Persischer Klee - Trifolium resupinatum
Persischer Klee – Trifolium resupinatum
Ungarische Wicke - Vicia pannonica
Ungarische Wicke – Vicia pannonica

Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum), Persischer Klee (Trifolium resupinatum) und Ungarische Wicke (Vicia pannonica).

Schon von weitem waren die vielen weißen Haarbüschel des Scheidigen Wollgrases im Moor zu sehen. Unter Daniela Drehers Führung wurde auf dem Holzsteg ein Erkundungsgang in den Hochmoorbereich des Dornacher Rieds unternommen.

Anschließend nutzten wir eine blütenreiche und noch nicht gemähte Wiese zu einer Vegetationsaufnahme. Der Wiesen-Salbei fing gerade an zu blühen und wir beobachteten den speziellen Bestäubungsmechanismus („Schlagbaum“).

Auf mit Holzschnipseln bestreutem Weg ging es durch den im Rahmen eines LIFE-Projekts wieder vernässten Teil des früher durch Torfstiche und Entwässerungsgräben stark ausgetrockneten, teilweise bewaldeten Teil des Dornacher Rieds zum Mittagspausenplatz an einer Holzplattform über einer Torfstich-Wasserfläche (pH 5, Gesamthärte unter der Nachweisgrenze unseres Geräts) .Trotz den ziemlich extremen Bedingungen konnten wir in dem Gewässer zwei Wasserwanzenarten entdecken, eine Schwimmwanze und eine Wasserzikade, außerdem einige Stechmückenlarven. Wir stellten mit Plastiktüte und Federwaage fest, dass man aus einem  feuchten Torfmoospaket mit den Händen fast 70 Gewichtsprozent Wasser auspressen kann.

Anschließend zeigten uns Jennifer Griener und Katharina Frick, wie man mit Hilfe eines Spiegels gefühlt  durch die Baumwipfel spazieren kann.

Die Orchideenwiese, ein Niedermoorbereich Richtung Vorsee, erfreute uns mit vielen blühenden Knabenkräutern ( vor vallem Dactylorhiza majalis), außerdem Weißen Nazissen (Narcissus poeticus), einer Trollblume (Trollius europaeus) und Rostrotem Kopfried (Schoenus ferrugineus).

Unter Aufsicht eines Höckerschwans erprobten wir, wie gut man mit dem Gesicht bei geschlossenen Augen Pflanzen(teile) ertasten und erkennen kann.

Unsere Suche nach Holz bewohnenden Insekten in dem reichlich vorhandenen Totholz war nicht sehr ergiebig, aber das lag vielleicht auch daran, dass langsam unser Zeitbudget zu Ende ging, denn wir hatten ja noch einige Kilometer Rückweg vor uns. Als auffällige Holz bewohnende Pilzen beobachten wir zahlreiche Zunderschwämme (Fomes fomentarius) an einer alten Buche mit besetzter Spechthöhle und einen Stubben mit Fenchelporlingen (Gloeophyllum odoratum) sowie zwei kleine Fruchtkörper des giftigen Doppelgängers vom Stockschwämmchen, dem Gift-Häubling (Galerina marginata).

Aufgaben

  1. Pflanzen am Weg- und Ackerrand: Recherchieren und bewerten Sie die Zeigerwerte der von uns gefundenen Pflanzenarten.Ermitteln Sie die natürliche Verbreitung von Persischem Klee, Inkarnat-Klee, und Ungarischer Wicke. Erläutern Sie die besondere Bedeutung von Leguminosen als Zwischenfrucht.
  2. Beschreiben Sie die Rolle der Torfmoose bei der Bildung von Hochmooren und erklären Sie damit die extremen Bedingungen im Lebensraum Hochmoor.
  3. Zur Charakterisierung der Wiesenvegetation haben wir auf vier 1m2-Flächen die vorkommenden Pflanzenarten registriert. Stellen Sie die Ergebnisse in einer Tabelle zusammen und machen Sie mit Hilfe von Zeigerwerten eine Aussage zu Nährmineralgehalt, Feuchtigkeit und Bodenreaktion.
  4. Sauergräser können sehr unterschiedlich aussehen. Wir haben bisher die Gattungen Segge, Wollgras und Kopfried kennengelernt. Nennen Sie jeweils charakteristische Merkmale dieser drei Gattungen.
  5. Auf der „Orchideenwiese“ (am Weg Richtung Vorsee) haben wir drei ganz besondere Pflanzenarten gefunden:Breitblättriges Knabenkraut, Weiße Narzisse und Europäische Trollblume. Ermitteln Sie Schutzstatus, Verbreitung und Ökologie dieser drei Arten.
  6. Unter einer alten Rot-Buche hörten wir Vogelgepiepse. Dann entdeckten wir eine Spechthöhle. An dem Baumstamm waren mehrere Fruchtkörper des Zunderschwamms zu sehen. Beschreiben Sie die Lebensweise des Zunderschwamms und erklären Sie damit unsere Beobachtungen.

Eriskircher Ried (2.6.2017)

Geänderter Treffpunkt: Parkplatz beim Naturzentrum Eriskirch

Thematische Schwerpunkte: Bodenseeufer: Auwald, Riedwiesen; Uferschutz

URL des Naturschutzzentrums Eriskirch : http://www.naturschutz.landbw.de/servlet/is/67506/

Naturzentrum Eriskirch
Naturzentrum Eriskirch

Das Naturzentrumist im alten Bahnhofsgebäude untergebracht. Die Bahnstation existiert noch. Eine Anreise mit der Bahn ist deshalb möglich, aber von Weingarten nur mit zweimaligem Umsteigen.

TreffpunktEriskirchneu

 Zum Exkursionsverlauf

Im Naturschutzzentrum Eriskirch versammelten wir uns vor einem großen Reliefmodell des Bodensees. Herr Kersting, Diplombiologe und seit seiner Einrichtung vor 24 Jahren Leiter des Naturschutzzentrums, erklärte uns die ökologischen und biologischen Besonderheiten dieses  mit 536 km2 größten Voralpensees und seiner Uferregionen. Eine Besonderheit ist zum Beispiel, dass die jährlichen Wasserstandsschwankungen etwa 2 m betragen aber in extrem Jahren auch deutlich über diesem Wert liegen können. Weite Gebiete der flachen Uferregionen werden dann überschwemmt, zum Beispiel auch die Auwälder und Riedwiesen des Naturschutzgebietes Eriskircher Ried. Eine weitere Besonderheit ist die mit 250 m beachtliche Tiefe des Sees, die zum Beispiel dazu führt, dass in den tiefen Regionen eine konstante Temperatur von 4°C herrscht.

Das Naturschutzgebiet Eriskircher Ried wurde schon 1939 eingerichtet und diese frühe Unterschutzstellung hat dazu beigetragen, dass hier – zwischen dem sonst dicht besiedelten Bodenseeufer –  bis heute ein naturnaher Bereich mit ausgedehnten Ufer- und Flachwasserzonen, Auwäldern vor allem entlang der Schussen, Altwassern und Streuwiesen erhalten geblieben sind. Da die Streuwiesen nicht mehr genutzt werden, ist ihr Erhalt nur durch jährliche Mahd als Naturschutzmaßnahme möglich, sonst würden sie sich schnell in Auwald verwandeln. Herr Kersting berichtete mit eindrucksvollen Fotos von einigen besonderen Hochwasserereignissen, bei denen die Streuwiesen vollständig unter Wasser standen (und Bodenameisen, die zu ihrer Rettung ein Floß bildeten), von zahlreichen Vogelarten, die vor allem in den Zugzeiten hier zu beobachten sind, und dem erstaunlichen Lebenszyklus des Wiesenknopf-Ameisenbläulings, der seine Raupen nach dem Kuckucksprinzip von Ameisen aufziehen lässt. Nach einem Rundgang durch die Ausstellung sammelten wir uns wieder vor dem Naturschutzzentrum.

Unser Exkursionsweg führte zunächst durch Herbicid-behandelte Obstanlagen – über uns ein Schwarzer Milan – und dann direkt an die Schussen, die von großen Silber-Weiden gesäumt wird. Dann ging es durch eine feuchte Wiese, auf der man in der Ferne einige Sibirische Schwertlilien erkennen konnte, weitere blühende Arten waren Scharfer Hahnenfuß, Echter Baldrian, Kleiner Klappertopf und Kuckucks-Lichtnelken. Ein Versuch, die verschiedenen Schichten der Wiese durch unser Laken deutlicher zu machen, gelang nicht sehr überzeugend, da die Oberschicht an der ausgewählten Stelle nur von Gräsern gebildet wurde. Dieser Gruppe, der Familie der Süßgräser (Poaceae) widmeten wir im Schatten eines Walnuss-Baumes die nächste halbe Stunde.

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Rispengräser: Wolliges Honiggras, Wiesen-Schwingel, Glatthafer, Gewöhnliches Rispengras, Knäuelgras

Ährenrispengräser: Wiesen-Fuchsschwanz, Wiesen-Lieschgras

Ährengras: Weidelgras

DSCN0635

In Erinnerung an Herrn Kerstings Vortrag wurden an dem angelegten Demonstrationsteichs „Laubfrösche“ entdeckt. Auf den Fotos zeigte sich allerdings, dass sie alle zu den Wasserfröschen gehören (Teichfrosch bzw. Kleiner Wasserfrosch).

Z-S-Winder_bearbeitet-1
Z-Winder (z. B. Zaunwinde) und S-Winder (z.B. Hopfen)

Über eine Brücke querten wir einen Schussen-Altarm mit vielen Teichrosen und Schilfufer (aus Schilf und Rohrglanzgras) und gelangten dann in einen Wald mit großen Stiel-Eichen, Eschen, Hainbuchen und Sträuchern wie Gewöhnlichem Schneeball, Blutrotem Hartriegel und Hasel (Hartholzaue). Oft werden die Eichen von alten Efeupflanzen mit armdicken Sprossachsen umrankt. Eine krautige Kletterpflanze ist der Hopfen, dessen oft viele Meter langen Triebe jeden Herbst absterben. Er windet – wie die meisten Kletterpflanzen – immer in eine Richtung um die Unterlagen (Der Hopfen ist Rechtswinder oder S-Winder, die Zaunwinde dagegen Linkswinder oder Z-Winder).

Der Weg führte dann in einen 1-2 m tieferen Bereich. Nun sind die vorherrschenden Bäume Silber-Weiden und Schwarz-Pappeln, auch einige Birken und Zitter-Pappeln (Espen) wurden registriert (Weichholzaue). An einem Silber-Weiden-Stamm entdeckten wir die großen Fruchtkörper des Schwefel-Porlings (Laetiporus sulphureus). Der Pilz ist für eine rasch voranschreiende Baunfäule – das Holz wird brökelig und rotbraun – verantwortlich.

Abgeflachter Blattstiel der Espe oder Zitter-Pappel (Populus tremula) lässt das Blatt zittern
Abgeflachter Blattstiel der Espe oder Zitter-Pappel (Populus tremula) lässt das Blatt zittern

Über einen steilen Absatz gelangten wir auf den Hauptweg durchs Ried. Von der Brücke, welche die Schussen kurz vor ihrer Mündung quert, sahen wir zwei Haubentaucher. Dann ging der Weg zurück, zuerst durch Auwald, dann durch Streuwiesen,auf denen noch zahlreiche Sibirische Schwertlilien blühten. Kurz vor der Schranke am Zufahrtsweg zum Strandbad erfreute uns eine Nachtigall mit lautem Gesang.

An dieser Stelle beendeten wir den offiziellen Teil der Exkursion. Mit einigen Teilnehmerinnen fuhr ich noch zu dem neu gestalteten Strandabschnitt mit Grillplatz und Beobachtungsplattform neben dem Strandbad. Der hoch mit Kies aufgeschüttete Zugangsweg ist für Rollstuhlfahrer  allerdings nur mit kräftiger Anschubhilfe passierbar.

Aufgaben

  1. Die grünen Frösche, die wir in dem angelegten Teich gesehen haben, waren Wasserfrösche (oder Grünfrösche) aus der Familie der Echten Frösche (Ranidae). Der Europäische Laubfrosch ist der einzige mitteleuropäische Vertreter der vor allem in den Tropen verbreiteten, sehr artenreichen Familie der Laubfrösche (Hylidae), die wegen ihres guten Klettervermögens auch „Baumfrösche“ genannt werden. Vergleichen Sie Merkmale und Lebensweise von Europäischem Laubfrosch und Wasserfröschen (tabellarische Gegenüberstellung).
  2. Wiesen zeigen eine mehr oder weniger deutliche Schichtung: Oberschicht (Blütenschicht), Mittelschicht (Blattschicht), Unterschicht. Zählen Sie einige Pflanzenarten (einschließlich Gräsern) auf, die für die verschiedenen Schichten typisch sind. Ordnen Sie folgende Tiergruppen verschiedenen Wiesenschichten zu: Schwebfliegen, Feldheuschrecken, Schmetterlinge, Schmetterlingsraupen, Blattwanzen, Laufkäfer, Bienen, Hummeln, Blütenböcke, Zikaden, Blattläuse, Asseln, Tausendfüßler, Krabbenspinnen, Trichterspinnen.
  3. Erläutern Sie die besonderen Eigenschaften des Lebensraumtyps „Auwald“ und erklären Sie die Unterschiede zwischen Hartholzauen und Weichholzauen.
  4. Obwohl das Eriskircher Ried ein Naturschutzgebiet ist, werden die Riedwiesen im Winterhalbjahr regelmäßig gemäht. Erklären Sie die Bedeutung dieser Pflegemaßnahme und erläutern Sie, welche Folgen es hätte, wenn die Wiesen nicht mehr gemäht würden.

Hepbach-Leimbacher Ried (18.6.2017)

(weitere Unterlagen und Infos vgl. das Exkursionsangebot von 2016 )

Treffpunkt: Wanderparkplatz bei Unterteuringen (Richtung Modellflieger-Platz, wie 2016)

von der B 33 bis nach Unterteuringen
TreffpunktUnterteuringen

Thematische Schwerpunkte: Landschaftsgeschichte, Landschaftpflege und Naturschutz mit Heckrindern, Bedeutung von Saumbiotopen in der Agrarlandschaft

Zum Exkursionsverlauf

18.6.17-Exkursionsweg

Der Treffpunkt beim Hof Reinöhl nahe Unterteuringen liegt in einer weiten Talebene zwischen Gehrenberg im Norden und mehreren kleineren Hügeln – Drumlins – im Süden. Morphogenetisch handelt es sich um ein ehemaliges Eisrandtal am Nodrand des zurückweichenden Rheingletschers, durch das Wasser vom Eisrandsee im Schussenbecken bei Ravensburg bis zum Eisrandsee im heutigen Bereich des Überlinger Sees abfloss. Das Eisrandtal wurde durch mehrere Schuttkegel in verschiedene Abschnitte aufgeteilt, die in der Nacheiszeit teilweise vermoorten. Die Torfmächtigkeit beträgt im sog. Unterried bis 9,9 m, in anderen Teilen über 7 bzw. über 4 m (Würdigung  des Natur- und Landschaftsschutzgebietes “Hepbach-Leimbacher Ried“, Dr. Rixen 1982).

Vom Treffpunkt am Wanderparkplatz gingen wir zunächst ein paar Schritte bis zum Beginn einer Benjeshecke, die 1991 auf der ehemaligen Trasse der Teuringertal-Bahn (https://de.wikipedia.org/wiki/Teuringertal-Bahn). Als Benjeshecken werden – nach ihrem sehr wirkungsvollen Förderer und Propagandisten Hermann Benjes – Feldhecken bezeichnet,  für deren Anlage zunächst Baum- und Heckenschnitt aufgeschichtet wird.

Da die Weg- und Feldränder teilweise noch nicht gemäht waren, nutzten wir die vielen blühenden bzw. fruchtenden Gräser zu einer Wiederholung unserer Gräserkennübungen von der vorigen Exkursion.

Merkhilfe für häufige Grasarten

In der Talsenke vor Hepbach wurde in den 1970iger Jahren nach Erdöl gebohrt und eine kurze Zeit auch etwas Öl gefördert (mündl. Mitteilung von Franz Beer). Oberschwäbische Ölvorkommen entstanden zu Zeiten der Molasse Ablagerung in sumpfigen Bereichen am Rand von Süßwasserseen bzw. in sehr flachen Meeresbecken.

Hier trafen wir mit Herrn Jörg Münch vom Vorstand des BUND Markdorf zusammen..

Der Weg führte uns über einen kurzen steilen Anstieg auf einen Höhenrücken, von dem man einen guten Blick über das Hepbach-Leimbacher Ried hat. Herr Münch gab uns eine Einführung in das Naturschutzmanagement mit Heckrindern. Das Beweidungsprojekt mit dieser Robustrinderrasse wurde hier  – betreut von der BUND-Gruppe Markdorf – 2001 begonnen. Zur Zeit werden 20 Rinder auf 17 ha Weidefläche gehalten.

Wir führten nun zwei Vegetationsaufnahmen auf der extensiv beweideten Fläche am Südosthang und zum Vergleich eine Aufnahme auf der angrenzenden Mähwiese durch.

Vegetationsaufnahme bei den HeckrindernWir gingen weiter auf einem durch zwei artenreiche Hecken gesäumten Weg bis zur reetgedeckten Beobachtungshütte. Nach der Mittagspause ging Herr Münch mit der Gruppe ins Ried hinab und erläuterte –  im Anblick zweier Storchenhorste – das ebenfalls vom BUND Markdorf betreute Storchenschutzprojekt.

Weiter führte uns der Weg bergab – vorbei an einem Weizenfeld mit vielen einzelnen Roggenähren – und dann wieder steil bergauf auf den bewaldeten Höhenrücken des Drumlin „Franzenberg“. Vom Waldrand blickten wir auf den gegenüberliegenden Gehrenberg. Mit 754 m ü. NN erhebt sich der weitgehend aus Molasse bestehende Höhenrücken ca. 300 m über das Hepbach-Leimbacher Ried. Sein höchsten Punkt liegt im Wald und bietet keine Aussicht, aber von dem etwas tiefer stehenden 30 m hohen Turm hat man einen sehr schönen Ausblick auf den Bodensee und die Alpenkette.

Weiter ging es bergab durch den Wald bis zur Kreisstraße 7742, der wir eine Zeit lang folgten. Sie durchquert das Feuchtgebiet und deswegen wurden bei ihrer Anlage Maßnahmen für den Amphibienschutz getroffen (Barriere aus Betonsteinen und einige Durchgangsröhren unter der Straße).

Bevor wir auf einen weiteren Drumlin stiegen, blickten wir auf den Ort Raderach, der auf der Kuppe eines Drumlins liegt und nachdem das ganze Gebiet von Geologen als Raderacher Drumlinfeld benannt wurde. Der neue Drumlin ist auf der Karte mit dem Namen „Heidengestäud“ eingetragen, vermutlich, weil auf seiner Kuppe der Ringwall einer Keltenburg liegt.

Vom Waldrand hatten wir einen schönen Ausblick auf das Hepbach- Leimbacher Ried und unseren Exkursionsweg. Exkursions-dramaturgisch wurde das Aussichtserlebnis durch eine vorangehende „blinde Raupe“ verstärkt. Durch einen Blick rückwärts durch die Beine kann der räumliche Eindruck einer Landschaft verstärkt werden.

Wieder bergab und dann durch Felder und Obstanlagen ging der Weg etwa 1,5 km zurück zum Ausgangspunkt.

Aufgaben

Das Hepbach-Leimbacher Ried ist das größte Niedermoorgebiet des Bodenseekreises.

  1. In den verschiedenen Bereichen der Niederung wurden Torfmächtigkeit zwischen 4 und fast 10 m gemessen. Erläutern Sie, wie man sich die nacheiszeitliche Entstehung von Niedermooren vorstellen kann und welches die Ursachen der unterschiedlichen Torfmächtigkeiten in den verschiedenen Bereichen sein könnten.
  2. Im und am Hepbach-Leimbacher Ried sorgt eine Herde Heckrinder seit 2001 für die Landschaftspflege. Charakterisieren Sie diese Rinderrasse und erklären Sie die Namensherkunft.
  3. Nutzen Sie die Ergebnisse ihrer Vegetationsaufnahmen, um die Auswirkung der extensiven Beweidung zu beschreiben und bewerten Sie dies aus der Sicht Naturschutzes. Erläutern Sie, wie sich die Flächen verändern würden, wenn man die Beweidung aufgeben würde. Nennen Sie Möglichkeiten alternativer Pflegemaßnahmen.

Pfrunger-Burgweiler Ried (1.7.2017)

(weitere Unterlagen und Infos vgl. das Exkursionsangebot von 2016 )

Treffpunkt: Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf (wie 2016)

TreffpunktWilhelmsdorf

Thematische Schwerpunkte: Konzeption des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf, Landschaftsgeschichte, Insekten

Zur Erdgeschichte Oberschwabens

Man geht davon aus, dass sich die Erde vor etwa 4,6 Milliarden Jahren gebildet hat. Aber von den ersten 4 Milliarden gibt es leider nur sehr wenige Sedimente, die wichtigsten Informationsquellen über die Erdgeschichte. Erst die letzten 541 Millionen Jahre sind relativ gut durch Ablagerungen dokumentiert und in diesen Sedimenten finden sich meistens zahlreiche fossile Lebensreste. Deshalb nennt man diesen letzten Zeitabschnitt auch das Äon Phanerozoikum oder „Zeitalter des sichtbaren Lebens“. Es wird in Erdaltertum, Erdmittelalter und Erdneuzeit eingeteilt (http://www.oekosystem-erde.de/html/geologische_zeittafel.html).

Unter normalen Bedingungen liegen die höchsten Ablagerungen oben, die ältesten unten. Doch durch Abtragung der oberen Schichten, Hebungen, Senkungen und sogar Faltungen und Überlappungen ist es hier im Laufe der Erdgeschichte zu erheblichen Veränderungen gekommen. Wichtigste Ursache hierfür sind die ständigen Bewegungen der obersten festen Erdkruste, Vorgänge, die als Plattentektonik bezeichnet werden. Diese oberste Erdkruste kann man sich nämlich aus Platten zusammengesetzt vorstellen, die sich ständig gegeneinander verschieben. Sie werden sogar untereinander geschoben und dann an solchen Subduktionszonen ganz im flüssigen Erdinneren eingeschmolzen, während an anderen Stellen durch aufsteigendes Magma aus dem Erdinneren neue Krustenabschnitte entstehen. Diese Plattenbewegungen betreffen die Kontinente ebenso wie den Meeresboden, allerdings sind die Platten unter den Meeren in der Regel etwas dünner.

Man kann sich vorstellen, dass es zu Auffaltungen der Erdkruste und zur Gebirgsbildung kommt, wenn zwei Platten gegeneinander geschoben werden. Der letzte große Gebirgsbildungsprozess, bei dem auch unsere Alpen entstanden sind, begann schon im Erdmittelalter, in der Kreidezeit, erreichte aber erst in der Neuzeit, im Tertiär vor 50-30 Millionen Jahren seinen Höhepunkt. Dabei wurde die afrikanische Platte gegen die europäische Platte geschoben. Die Folge war die Auffaltung der Alpen. Aber schon während der Hebung wurden die emporgehobenen Teile durch Erosion wieder abgetragen. In den Zentralalpen sind dadurch alle Sedimentgesteine abgetragen worden, so dass das vorwiegend aus Granit bestehende Grundgebirge zu Tage tritt. In den nördlichen und südlichen Kalkalpen finden sich kalkhaltige Sedimente des Erdmittelalters, vor allem aus Trias und Kreide.

Die Alpen haben sich im Norden über die Schichten geschoben, die aus den marinen Ablagerungen von Jura und Trias stammen. Dieses Schichtenpaket wurde dadurch nach unten gedrückt und geriet in eine Schieflage. Durch rückschreitende Erosion entstand daraus die Südwestdeutsche Schichtstufenlandschaft mit markanten Abbruchkanten im Nordwesten (z. B. Albtrauf).  Die Senke am Nordrand der Alpen, die teilweise vom Meer überflutet, teilweise als Süßwassersee ausgebildet war, füllte sich im Laufe des Tertiär mit den Sedimenten aus dem Abtrag der Alpen. Diese tertiären Sedimente werden als Molasse bezeichnet, und zwar in  Folge von unten nach oben als Untere Meeresmolasse, Untere Süßwassermolasse  (mächtigste Schicht) Obere Meeresmolasse und Obere Süßwassermolasse. Grobe, durch Kalk verbundene Schotter nennt man Nagelfluh.

Geologischer Untergrund Oberschwabens (verändert nach Zier : Das Pfrunger Ried, 2.A.1997)
Geologischer Untergrund Oberschwabens (verändert nach Zier : Das Pfrunger Ried, 2.A.1997)

Mit dem Ende des Tertiär vor 2,6 Millionen Jahren begann eine Periode mit regelmäßig wiederkehrenden  starken Klimaabkühlungen (Eiszeiten), die durch etwas wärmere Zwischenzeiten unterbrochen wurden. In dieser Zeit waren die Alpen von dicken Gletschern bedeckt, die sich nach Norden teilweise bis zum heutigen Verlauf der Donau und sogar etwas darüber hinaus ausdehnten. Von den Gletschern wurde weiteres  Schotter-, Sand- und Tonmaterial aus den Alpen über der Molasse abgelagert. Dabei wurden vor allem die Täler mit Schotter aufgefüllt, der teilweise durch kalkhaltiges Wasser zu einem betonartigen Gestein verbackte (eiszeitlicher  Nagelfluh). Diese harten Nagelfluhschichten widerstanden der späteren Erosion und ließen so die Höhenrücken von Höchsten (838 m ü. N.N.) und Gehrenberg (754 m ü. N.N.) entstehen (Reliefumkehr).

Eiszeitliche Bildungen im voralpinen Vereisungsgebiet von Oberschwaben (aus Geyer, O.F./Gwinner. M.P.: Geologie von Baden-Württemberg, Stuttgart 1986)
Eiszeitliche Bildungen im voralpinen Vereisungsgebiet von Oberschwaben (aus Geyer, O.F./Gwinner. M.P.: Geologie von Baden-Württemberg, Stuttgart 1986)

Am Ende der letzten Kaltzeit, der Würm-Kaltzeit, zog sich der Rheingletscher, der seine nordwestlichste Ausdehnung bei Schaffhausen hatte, langsam nach Südosten zurück. Eine Zunge des Rheingletschers reichte etwa bis zum heutigen Ostrach, wo eine deutliche Endmöräne abgelagert worden war. Der Rückzug kam in der Höhe des heutigen Wilhelmsdorf zu einem zeitweiligen Stillstand, vielleicht gab es auch einen zweiten Eisvorstoß bis zu dieser Linie. So bildete sich dazwischen ein Eisrandsee, in den mit der Zeit viel Schottermaterial verfrachtet wurde, das heute eine bis zu 75 m mächtige Schicht unter dem Pfrunger Ried bildet. Mit dem weiteren Rückzug des Eises wurden die Sedimente feinkörniger und bildeten schließlich eine Abdichtung aus Ton. Nachdem sich der Gletscher weiter nach Süden zurückgezogen hatte, wurde von den Zuflüssen kalkhaltiges Feinmaterial in den See transportiert und führte zu, einer Sedimentschicht aus Seekreide. Darüber folgten dann vorwiegend organische Ablagerungen, zunächst feinkörnige Leber- und Torfmudde, dann zunehmend torfige Ablagerungen. Aus dem verlandeten See hat sich das Pfrunger-Burgweiler Ried gebildet, das an der Europäischen Wasserscheide liegt: Nach Norden entwässert die Ostrach zur Donau, nach Süden fließt die Rotach, die bei Friedrichshafen in den Bodensee mündet.

Autor: Thommi Gitter, entnommen aus: Markdorf, Geschichte und Gegenwart, 1990
Autor: Thommi Gitter, entnommen aus: Markdorf, Geschichte und Gegenwart, 1990

Die Panoramakarte zeigt ein Landschaftsbild, bei dem sich der Gletscher etwa auf eine Linie vom Schussenbecken bei Ravensburg bis Markdorf zurückgezogen hat. Dabei hat sich im Bereich des heutigen Hepbacher-Leimbacher Rieds ein ähnlicher Eisstausee gebildet wie zwischen den heutigen Orten Wilhelmdorf und Ostrach. Im Gegensatz zum Pfrunger-Burgweiler Ried kam es hier aber nicht zur Hochmoorbildung.

Zum Exkursionsverlauf

Exkursionsweg am 1.7.2017
(aus L8122 1:50 000)

Nach der Begrüßung gab uns Frau Ackermann, Diplombiologin und Naturpädagogin und seit 2006 Mitarbeiterin des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf, einen Einblick in ihre Arbeit. Sie führte uns dann in den Ausstellungsraum des Naturschutzzentrums. An einer eindrucksvollen Luftaufnahme, in der das Pfrunger-Burgweiler Ried in Nord- Süd-Richtung mit dem Bodensee und der Alpenkette im Hintergrund zu sehen ist, erhielten wir eine Einführung in die spät- und nacheiszeitliche Entstehungsgeschichte und die derzeitige Situation. Die zahlreichen Renaturierungsmaßnahmen, die schon durchgeführt wurden und die noch in Planung sind, dienen vor allem der Regeneration von Moorkomplexen (Hochmoore, Überflutungsmoore, Durchströmungsmoore,Hangquellmoore) und dem größten Bannwaldgebiet Baden-Württembergs. Nach weiteren Erläuterungen zur inhaltlichen und didaktischen Konzeption der Ausstellung wurde uns – angereichert durch optische und haptische Demonstrationen – die Geschichte der Moorentstehung vom Schmelzwassersee bis heute erläutert. Diesem Ziel dient auch die vor allem für Kinder und Jugendliche konzipierte, simulierte Fahrt mit dem „Moorkäpsele“ in den geologischen Untergrund, die wir ausprobieren durften.

Anschließend begaben wir uns auf Insektenfang. Auf der Blumenwiese (es blühten vor allem Wiesen-Pippau und Gewöhnlicher Hornklee) und am Waldrand konnten mit Insektennetzen aber auch mit der bloßen Hand bzw. mit Becherlupen viele verschiedene Exemplare gefangen werden. Zunächst ging es um die grobe Zuordnung zu Großgruppen (Ordnungen). Mithilfe von Lupe, Binokularen und weitergehenden Bestimmungsbüchern konnten auch einzelne Arten bestimmt werden, zum Beispiel Pinselkäfer, Raps-Glanzkäfer, Kleiner Kohlweißling, Dickkopffalter, Gartenhummel, Heideschrecke, Becher-Azurjungfer. Das von dem Biologiedidaktiker Ulrich Kattmann vorgeschlagenen kindgemäße Einteilungsschema der Insekten in  „Elfen“ (alle Insekten mit ausschließlich durchsichtigen Flügeln wie Zweiflügler und Hautflügler), „Gaukler“ (mit bunt beschuppten Flügeln wie Schmetterlinge), und „Ritter“ (alle Insekten mit teilweise harten Flügeln wie Käfer, Wanzen, Heuschrecken) mit dem zugehörigen Buch wurde vorgestellt.

Frau Ackermann erklärt das Konzept des Bannwalds

Nach der Mittagspause unternahmen wir – ausgehend vom Parkplatz bei Ulzhausen am westlichen Rand des Rieds – eine Wanderung zum Fünfeckweiher, in den 1920iger Jahren durch industriellen Torfabbau entstanden, und weiter bis zum Bannwaldturm, einem 32 m hohen Holzturm, der im Frühjahr 2016 eingeweiht wurde. Von seiner Plattform hat man einen sehr guten Überblick über das ganze Pfrunger-Burgweiler Ried, insbesondere über den als Bannwald ausgewiesenen „Tisch“ und den „Großen Trauben“, der den besterhaltenen Hochmoorkern des Gebietes enthält. Am Weg zum Bannwaldturm entdeckten wir den Sprossenden Bärlapp (Lycopodium annotinum), auch Schlangen-Bärlapp genannt. Diese Gefäßsporenpflanze fand früher als Zauber- und Hexenpflanze Verwendung. Wegen des hohen Ölgehaltes verwendete man die Sporen von Bärlapp-Arten früher als Blitzlichtpulver.

Auf den teilweise von Robustrindern beweideten und nicht vor 15. Juni gemähten Feuchtwiesen östlich wie westlich der bewaldeten Gebiete finden viele Wiesenvögel wie Kiebitz, Bekassine, Braunkelchen und Schwarzkelchen Lebens- und Brutmöglichkeiten. In den Bannwaldgebieten brütet ein Schwarzstorch. Den Neuntöter, den wir bei der Vorexkursion auf einem Zaunpfahl sitzend beobachten konnten, haben wir nicht wieder gesehen.

Frau Ackermann erläuterte uns die verschiedenen wasserbaulichen Maßnahmen, die nicht nur der Wiedervernässung und Renaturierung der Bachläufe dienen, sondern auch eine Gasleitung durch das Ried bis zu einem unterirdischen Depot in der Molasse unter Wilhelmsdorf sichern sollen. Von der Donau her eingewanderte Biber sorgen noch effektiver für die Wiedervernässung als die wasserbaulichen  Maßnahmen. Eine Fischtreppe und ein Wanderweg mussten durch Elektrozäune vor der Verbauung und Überflutung durch die Biber geschützt werden. Als besondere Kostbarkeit des Rieds gilt die kleine Population der Europäischen Sumpfschildkröte, die man durch gezielte Fördermaßnahmen – wie Ausbrüten und Anziehen von Jungtieren, die dann wieder ausgesetzt werden –vergrößern will.

Fünfeckweiher (1.7.201^7)

Der Weg zurück folgt dem „Riedlehrpfad“, zunächst etwa entlang der Gasleitung, und dann vorbei an einer Wiese mit Heckrindern durch das Bannwaldgebiet bis zu dem Weg, der uns schon von Ulzhausen zum Fünfeckweiher  führte. Bemerkenswert auf dem Weg nach Westen entlang der Gasleitung waren die großen Bestände von Echtem Baldrian (Valeriana officinalis). An dem feuchten Graben beobachteten wir nicht nur Breitblättrigen Rohrkolben und Sumpf-Schwertlilie sondern auch ausgedehnte Bestände des schilfähnlichen Rohr-Glanzgrases (Phalaris arundinacea), das im Gegensatz zum Schilf schwachfließende Gewässer bevorzugt. Den trockeneren Wegrand säumten Brennnesseln an denen wir die Raupen von Landkärtchen und Admiral, vorher schon vom Brennnessel-Zünsler, beobachten konnten.

Aufgaben

  1. Im Bereich des Pfrunger-Burgweiler Rieds kommen Hochmoore, Überflutungsmoore, Durchströmungsmoore und Hangquellmoore vor. Charakterisieren Sie diese verschiedenen Moortypen und beschreiben Sie die jeweilige Lage in der Riedlandschaft.
  2. Durch ganzjährige Beweidung mit Robustrindern der Rassen Heckrinder, Galloways, Schottische Hochlandrinder und Limousin-Rinder werden die feuchten Grünlandflächen in den Randbereichen des Pfrunger-Burgweiler Rieds offengehalten. Geben Sie eine kurze Beschreibung der drei letzgenannten Rinderrassen.
  3. In der Ausstellung des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf wird die Entstehung der Hochmoorkomplexe durch eine simulierte Fahrt in den Untergrund („Moorkäpsele“) vermittelt. Geben Sie eine didaktische Beschreibung und Bewertung dieser Vermittlungsmethode.
  4. Erstellen Sie eine Liste der von Ihnen auf der Exkursion beobachteten bzw. bestimmten Insekten (Arten bzw. Gruppen wie „Feldheuschrecke“, „Schwebfliege“ …)

Hangwald über Flappachweiher bei Ravensburg (16.7.2017)

Treffunkt: Parkplatz des Freibads Flappachweiher

Treffpunkt am Parkplatz des Strandbads Flappachweiher, 16.7.2017, 14.00h

Thematische Schwerpunkte: Kalktuffbildungen an Quellhorizonten der Jungmoräne,

http://www.wiesensteig.de/fileadmin/Dateien/Dateien/Wiesensteiger_Geopfad/Geopfad_Tafel_1-10_170709_1.pdf

Schulgeeignetes Video zur Kalktuffentstehung und Nutzung mit „Wetterfrosch“ Sven Plöger: http://www.planet-schule.de/sf/filme-online.php?film=10465

Zum Exkursionsverlauf

Die letzte Exkursion des Sommersemesters führte uns wieder an den Rand des Schussenbeckens, dieses Mal in die östliche Seitenmoräne, in die sich der Flappach, der bei Ravensburg in die Schussen mündet, tief eingegraben hat. An einem aufgestauten Weiher des Baches liegt eine große Badeanstalt („Flappachbad“). Wenn man beim Ort Knollengraben von der B 32 dem Wegzeiger „Flappachbad“ folgend abbiegt, fährt man zunächst durch den Ort Ittenbeuren. Die vielen Teiche, die man hier sehen kann, dienten früher der Flachsrösterei.

Treffpunkt war der Parkplatz des Schwimmbades. Unser Weg querte zunächst den Flappach und führte dann der Badeanstalt entlang und weiter in den bewaldeten Hang der Jungmoräne. Wir beschäftigen uns zunächst mit der Windepflanze Zaun-Winde (Calystegia sepium) an einem Bestand der Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis). Auf den ersten Blick könnte man meinen, die großen weißen Windenblüten würden zu dieser Pflanze gehören. Aber bei genauerem Hinschauen sieht man, dass die dünnen Sprossachsen der Winde die Goldruten-Stängel umwinden und zwar in Wachstumsrichtung gesehen immer links windend.

Z-Winder (Linkswinder) Zaunwinde (Calystegia sepium)
S-Winder (Rechtswinder) Hopfen (Humulus lupulus)

Die Zaun-Winde als Vorbild nehmend schmuggelten nun drei Arbeitsgruppe jeweils 4 – 5 Objekte in ein etwa 3 m breites Stück der wegbegleitenden Vegetation ein (ein falsches Blatt, eine nicht passende Blüte oder Frucht …). Die anderen beiden Gruppen suchten dann jeweils gemeinsam nach den eingeschmuggelten Gegenständen.

Die Jungmoräne ist hier aus sehr unterschiedlichen Materialien aufgebaut. Insbesondere sind immer wieder wasserundurchlässig Mergelschichten eingeschoben, die dazu führen, dass sich Quellhorizonte ausbilden. Das an verschiedenen Stellen an kleinen Quellen und Sickerstellen austretende Wasser sammelt sich zu einem dem Weg folgenden Bachlauf. Immer wieder konnte man an Quellstellen und am Bachlauf frischgrüne, mehr oder weniger ausgedehnte Moospolster erkennen. Bei dem Moos handelt es sich um das Wandelbare Starknervenmoos (Palustriella commutata). Als wir die Moospolster an einigen Stellen abgehoben, konnte man erkennen, dass sie unten hart verkrustet waren und teilweise auf gesteinsartigen Brocken aufsaßen. Die Kosten an den unteren Moosteilen und das Gestein schwanken bei Behandlung mit Essigessenz, was auf ihre chemische Zusammensetzung – Calciumskarbonat (Kalk) – hindeutet. Wir versuchten im folgenden, uns die biogene Bildung von Kalktuff spielerisch verständlich zu machen.

Für den weiteren Exkursionsweg wurden folgende Sammel-Aufgaben verteilt:

  • Sammle mindestens fünf kräftig riechende Pflanzenarten
  • Sammle mindestens fünf Beispiele für Pflanzenteile, die sich sehr weich anfühlen
  • Sammle mindestens fünf Beispiele für Pflanzenteile mit Tierspuren
  • Sammle mindestens fünf verschiedene blühende Pflanzen
  • Sammle mindestens fünf Früchte oder andere Pflanzenteile, die „kletten“

Unterwegs wurden einige Pflanzen besonders in den Blick genommen:

  • Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia, typisch für Quellstellen, basenreiche Untergrund, R 8)
  • Adlerfarn (Pteridium aquilinum, größte einheimische Farn-Art, typisch für mageren sandigen Boden R 3, Kosmopolit)
  • Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana, rhizombildende Schattenpflanze)
  • Wald-Bingelkraut (Mercurialis biennis, rhizombildende Schatten die ausgedehnte „Herden“ auf dem Waldboden bildet; an der windblütigen, zweihäusigen Pflanze entdeckte Johann Jakob Camerarius 1694 die Sexualität der Pflanzen)
  • Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum, an einer stärker besonnten Wegrandstelle, der „Blutstropfen“ den man aus den noch nicht geöffneten Blütenknospen pressen kann, enthält v. a. pupurfarbenes Hypericin und verwandte Antrachinonderivate, sie wirken antidepressiv und sedativ aber auch photosensibilisierend)
  • Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale, wintergrüner, unverzweigter Schachtelhalm, dank seiner Siliziumdioxid-haltigen Warzen der Epidermiszellwand früher als Griffelspitzer und heute noch als Schleifwerkzeug für Klarinetten- und Saxophon-Blättchen verwendet)
Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
  • Wald-Engelwurz (Angelica sylvetris, Doldenblütler mit sehr großen, dreifach gefiederten Blättern, medizinisch vor allem als schleimlösendes Mittel gegen Bronchitis eingesetzt)
  • Wir beobachteten in einer sehr schattigen Talniederung große Bestände des Winter-Schachtelhalms (R 7). Auf höheren Stellen des durch Hangrutschungen sehr ungleichmäßigen Reliefs wurden aber unmittelbar neben den Schachtelhalmen auch Heidelbeersträucher (R 2) gefunden.

    Schattige Talniederung mit Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale)-Detailansicht rechts unten

    Über einen immer steiler werdenden Weg (vielen Dank für den Anschub!) erreichten wir schließlich die Kreisstraße von Oberhofen nach Grünkraut (K7982), von der wir – nach Besprechung der Sammelaufgaben – links in die K7985 zum Weiler Menisreute abbogen. Von dort ging es auf steilem Pfad geradewegs zurück an den Flappachweiher – ich bedanke mich hiermit noch einmal für die Bike-Bremser, die mich vor einer rasanten Gleitfahrt bewahrten!

    Aufgabe zum 13.7.2017

    Skizzieren Sie einen didaktisch begründeten Plan zum möglichen Exkursionsablauf durch den Hangwald am Flappachweiher.

    Aufgaben zum 16.7.2017

    1. Nennen Sie einige Beispiele für windende Pflanzen und erläutern Sie den Unterschied zwischen S-Winder und Z-Winder. Kommen die beiden Typen unterschiedlich häufig vor? Geben Sie eine biologische Erklärung zur Lebensform „Winden-Pflanzen“.
    Schema zur biogenen Kalktffbildung im Flappachtal (W.Probst)
  • Nutzen Sie die Abbildung zur Erklärung der Kalktuffbildung. Gehen Sie dabei besonders auf die Bedeutung von Moosen, Algen und Blaugrünen Bakterien ein (biogene Kalktuffbildung).
  • Im Hangwald oberhalb des Flappachweihers kommen dicht nebeneinander Pflanzenarten mit recht unterschiedlichen Zeigerwerten für Bodenreaktion und Nitratgehalt vor. Nennen Sie einige Beispielarten und erklären Sie den kleinräumigen Wechsel der Standortbedingungen.
  • Exkursionsangebot für die PH Weingarten, SS 2016

    Exkursionsangebot im Sommersemester 2016 im Rahmen der Veranstaltung LINK-NAME
    Biologie an außerschulischen Lernorten (Bio 17)

    Exkursionsdidaktik – Regionale Lebensräume & Lernorte

    Die Lehrveranstaltung besteht aus einzelnen Seminarterminen und einzelnen halb- & ganztägigen Exkursionstagen (freitagnachmittags, samstags & sonntags).

    Termin Seminar:                Do 09.45 – 11.15 Uhr         Beginn: 14.04.2016

    Termine Exkursionen:      siehe Tabelle

     Vorrausetzung zur Teilnahme:     

    PO 2011: WHRS HF & NF Biologie & Studiengang Umweltbildung

    Die LV ist anrechenbar für WHRS HF 3.5 oder 3.6/ WHRS NF 3.4; Studiengang Umweltbildung Modul Bio 2.

    Diese LV ist nur bei regelmäßiger Teilnahme am Begleitseminar und bei Teilnahme an allen Exkursionstagen anrechenbar!

    Ein Ersatz fehlender Exkursionstage durch andere Leistungsnachweise ist nicht möglich!

     Leistungsnachweis:

     Regelmäßige Teilnahme.

    Protokoll  der Exkursionsaufgaben (Aufgaben werden auf den jeweiligen Exkursionen bekannt gegeben).

    Abgabe des gesamten Exkursionsberichtes bei Dr. Ursula Dieckmann bis zum 01.10.2016.

     Teilnahmebegrenzung: 24 Studierende

    Anmeldung: Die Seminaranmeldung über LSF gilt auch als Anmeldung zu den  Exkursionstagen.

    Kosten für An- & Abreise, evtl. Eintrittsgelder

    Termine der Exkursionen im SS 2016

    Datum Dauer Dozent Ort/Treffpunkt Thema
    Sa 30.04.16 10.00 – 17.00 W. Probst Wanderparkplatz bei Appenweiler Wald
    Fr. 13.05.16 14.00 – 18.00 F. Renner Naturschutzzentrum Bad Wurzach Wurzacher Ried
    So 22.05.16 10.00 – 17.00 W. Probst Kirche Blitzenreute NSG Dornacher Ried mit Häckler Ried, Häckler Weiher
    Fr. 03.06.16 14.00 – 18.00 F. Renner Wanderparkplatz Eisenbach Adelegg
    Sa 02.06.16 10.00 – 17.00 U. Dieckmann Parkplatz Federseemuseum NSG Federsee,

    Federseemuseum

    Fr 24.06.16 14.00 – 18.00 F. Renner Naturschutzzentrum Bad Wurzach Wiese
    Sa 25.06.16 10.00 – 17.00 W. Probst Wanderparkplatz Unterteuringen Richtung Hepbach NSG Hepbacher-Leimbacher Ried, Raderacher Drumlinlandschaft
    Fr 01.07.16

     

    14.00 – 18.00 F. Renner Naturschutzzentrum Bad Wurzach Wurzacher Ried
    So 17.07.16 10.00 – 17.00 W. Probst Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf Pfrunger-Burgweiler Ried

    Inhaltliche und organisatorische Einzelheiten werden im Begleitseminar besprochen!

    Exkursionorte und Treffpunkte

    Exkursionsorte und Treffpunkte

    Exkursionsziel Adelsreuter und Weißenauer Wald

    Treffpunktam 30.4.2016, ca. 300 m von Appenweiler Richtung Brochenzell, Waldparkplatz links (Schletterschachen-Weg)

    Treffpunkt am 30.4.2016, ca. 300 m von Appenweiler Richtung Brochenzell, Waldparkplatz links (Schletterschachen-Weg)

    Treffpunkt bei Appenweiler

    Treffpunkt bei Appenweiler

    Größere zusammenhängende Waldgebiete sind im heutigen Oberschwaben ziemlich selten. Im Laufe der mehrtausendjährigen Siedlungsgeschichte ist die typische kleinräumige Landschaft aus Feldern – heute vielfach Obstplantagen -, Wiesen und kleinen Waldstücken entstanden. Das größte Waldgebiet, der Altdorfer Wald  etwa zwischen Vogt und Wolpertswende gelegen, hat immerhin eine Längsausdehnung von ca. 17 km. Dagegen ist das Waldgebiet , das sich am westlichen Rand des Schussenbeckens etwa von Ravensburg bis Meckenbeuren erstreckt, mit knapp 8 km deutlich kleiner. Die geplante Umgehungsstraße für Meckenbeuren könnte es noch weiter verkleinern. Trotzdem kann man in diesem Wald stundenlang wandern. Mehrere Bäche entwässern das Gebiet zur Schussen hin. Sie haben sich zum Teil ziemlich tief in die Jungmöräne eingeschnitten.

    Die Artenzusammensetzung des Baumbestandes ist recht abwechslungsreich. Neben Buchen, Eichen und anderen Laubbäumen finden sich auch Tannen, Fichten und  Kiefern, bachbegleitend  Eschen und Erlen. Typische Waldgesellschaft ist ein Buchen-Tannen-Wimpernseggenwald.

    Mit dem Bodenseebecken wird das untere Schussental im Allgemeinen zum Landschaftsraum Bodensee-Schussen-Becken zusammengefasst, der am Ende der Würmeiszeit durch den Rheingletscher geprägt wurde.

    Geologie Oberschwabens (aus Köhler, A.: Vom Wesen und Werden der oberschwäbischen Landschaft. In Ott, St. (Hrsg.), 1971: Oberschwaben. Otto Maier Verlag Ravensburg

    Geologie Oberschwabens (aus Köhler, A.: Vom Wesen und Werden der oberschwäbischen Landschaft. In Ott, St. (Hrsg.), 1971: Oberschwaben. Otto Maier Verlag Ravensburg

    Unterlagen

    Lebensformen

    Lebensformen (=Überwinterungsformen) der Pflanzen

    Lebensformen (=Überwinterungsformen) der Pflanzen

    Zeigerwerte der Pflanzen Mitteleuropas

    Auf Grund von Jahrzehnte langen empirischen Erhebungen zu den Standortansprüchen von Pflanzenarten wurden  von Heinz Ellenberg in den 1970 er Jahren für nahezu alle in Mitteleuropa heimischen Pflanzenarten Zeigerwerte für verschiedene Umweltfaktoren zusammengestellt und seither immer wieder neuen Erkenntnissen angepasst. Das ökologische Verhalten gegenüber einem bestimmten Standortfaktor wird in der Regel durch eine Ziffer von 1 bis 9 ausgedrückt. Diese Zeigerwerte spiegeln das Vorkommen einer Art unter Freilandbedingungen wider, d. h. bei ausgeprägter zwischenartlicher Konkurrenz. Die Zeigerwerte machen also keine Aussage über das Verhalten in Reinkultur.

    In der Tabelle sind die Zeigerwerte in zwei Gruppen zusammengestellt, zunächst

    • Lichtzahl (L) für Beleuchtungsstärke bzw. Lichtgenuss
    • Wärmezahl (T) für Wärmebedarf,
    • Kontinentalitätszahl (K) für Kontinentalität des Klimas

    dann

    • Feuchtezahl (F) für Wasserangebot bzw. Feuchtigkeit
    • Reaktionszahl (R) für Bodenreaktion bzw. pH-Wert des Bodens
    • Stickstoffzahl (N) für angebot an mineralischen Stickstoff, insbesondere Nitrat
    • Salzzahl (S) für Gehalt an leichtlöslichen Ionen in der Bodenlösung (0 für keinerlei Salztoleranz)

    Ein Beispiel (Rot-Buche Fagus sylvatica), die letzten beiden Buchstaben stehen für die Lebensform (P=Phanerophyt, S= sommergrün):

    Fagus sylvatica     (3)   5   2      5   x   x    0      P   S

    X    statt einer Ziffer  bedeutet indifferentes Verhalten, entweder weite Amplitude oder ungleiches Verhalten in unterschiedlichen Regionen

    ?    statt einer Ziffer bedeutet ungeklärtes Verhalten

    kleingedruckte Ziffern   bedeuten unsichere Einstufung

    Die in der letzten Auflage der „Vegetation Mitteleuropas“ von H.Ellenberg und C.Leuschner nach neuestem Stand zusammengestellten Zeigerwerte sind im Internet frei zugänglich:

    http://www.utb-shop.de/downloads/dl/file/id/27/zusatzkapitel_zeigerwerte_der_pflanzen_mitteleuropas.pdf

    Ökogramm der mitteleuropäischen Waldgesellschaften

    Ökogramm-Waldgesellschaften Kopie

     

    Baumstamm – Aufbau und Wachstum

    Baumstamm

     

    Am Waldgraben

    In unserem Exkursionsgebiet fallen an vielen Stellen feuchte bis nasse Bereiche mit typischen Nässezeigern und Zeigerpflanzen für Staunässe wie Wechselblättriges Milzkraut oder Sumpf-Segge auf. In den Gräben entlang der Wege steht oft Wasser, man sieht schon die Blätter von Sumpf-Schwertlilien, Flutendem Schwaden oder Bachbungen-Ehrenpreis. Einen Graben haben wir und genauer angeschaut:

    Wasserwerte: pH 6.7  Nitrat 1 mg/L, Gesamthärte 5° dH

    Tiere: Larven und Puppen der Stechmücke (Culex spec.), Köcherfliegen-Larven (vermutl. Gattung Limnephilus), 2 Wasserkäfer (Gattung Hydrophilus?), Wasserläufer (Gattung Gerris), Schlammschnecke (Radix balthica)

    Stechmücke

    Quelle der beiden Abb.:  Probst,W. (1993): Naturerleben. In: Homfeldt, H.-G. (Hrsg): Anleitungsbuch zur Gesundheitsbildung, S.140-196, Schneider-Verlag Hohengehren

    Aufgaben

    Exkursionsweg30.4.16-detail

    Ausschnitt aus TK 8223 mit Exkursionsweg

    TK 8223

      1. Gehölze im Adelsreuter-Weißenauer Wald: Zusammenstellung der von uns gefundenen Gehölz-Arten mit Zeigerwerten. Erläutern Sie, welche ökologischen Aussagen über das Waldgebiet sich daraus ableiten lassen
      2. Essbare Wildkräuter: Es wurden Kräuter gesammelt, welche die SammlerInnen für möglicherweise essbar hielten. Ermitteln Sie zu allen gesammelten Kräutern die Zeigerwerte und leiten Sie daraus eine ökologische Aussage über den Sammelort ab. Wählen sie fünf essbare Wildkräuter aus und geben Sie einige Hintergrundinformationen zu ihrer möglichen Verwendung in der Küche und ihrem Wert für Gesundheit und Wohlbefinden.
      3. Lebensfomen/Überwinterung von Pflanzen: Geben Sie Beispiele für die verschiedenen Lebensformen, die wir auf unserer Exkursion angetroffen haben. Erläutern Sie den Lebenszyklus der Herbstzeitlose und geben Sie eine ökologische Bewertung.
      4. Wassergraben am Weg: Schildern Sie den Lebensraum „Wegbegleitender Wassergraben“ (pH, Gesamthärte, Nitratgehalt, Tierfunde)

    Exkursionsziel NSG Dornacher Ried mit Häckler Ried, Häckler Weiher

    Blitzenreute.

    Das Dornacher Ried wurde schon 1924 zum Naturschutzgebiet erklärt. 1937 wurde es um das Häckler Ried und den Buchsee erweitert. Zwischen Jungmoränenzügen liegt eine abwechslungsreiche Landschaft aus Hochmooren, Übergangsmooren, Niedermooren und Bruchwäldern.

    Im 14 JH. kam das Häckler Ried in den Besitz des Klosters Weingarten. Durch Aufstau legten die Benediktinermönche einen großen Weiher zur Fischzucht an. Der Häckler Weiher wurde bis 1996 zur Karpfenzucht genutzt. In der zweiten Hälfte des 19. JH begann man die Feuchtgebiete zu entwässern, doch die landwirtschaftliche Nutzung außer der Nutzung für Streuwiesen war kein großer Erfolg. Im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen, die durch das LIFE-Programm der EU (L’Instrument Financier pour l’Environnement) gefördert wurden, sperrte man die Entwässerungsgräben durch 18 Spundwände ab. Dadurch konnte eine deutliche Wiedervernässung erreicht werden.

    http://www.themenpark-umwelt.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/19148/?path=4422;6350;19134;

    http://www.blitzenreute-seen.de/Massnahmen.176.0.html

    Unterlagen

    Aufbau eines Hochmoors

    Hochmoor3

    Hochmoor und Niedermoor, Vegetationsgeschichte

    Hochmoor-2a

    Torfmoos (Gattung Sphagnum)

    Sphagnum

    Süßgräser (Fam. Poaceae) – Sauergräser (Fam Cyperaceae) – Binsen (Familie Juncaceae)

    Diese drei „grasartig“ aussehenden Familien hielt man früher für nicht besonders eng verwandt, heute werden sie vor allem aufgrund molekulargenetischer Daten in eine Ordnung, die „Grasartigen“ (Poales) gestellt.

    PoaceaeCyperaceaeJuncaceae

    AufgabenDSCN8683

    1. Zusammenstellung der typischen Merkmale der Heidekrautgewächse  (Familie Ericaceae) und Steckbriefe der 6 von uns gefundenen Arten. Dabei sollen auch ihre ökologischen Ansprüche dargestellt werden
    2. Gegenüberstellung der Familien Süßgräser (Poaceae), Sauergräser (Cyperaceae) und Binsengewächse mit einigen von uns gefundenen Beispielen.
    3. Vegetationsaufnahme der Wiese: Vergleich des Artenspektrums von Wiese und Wiesenweg. Welche Arten kommen nur auf der Wiese, welche nur auf dem Weg vor? Begründe das ausschließliche Vorkommen mit besonderen Angepasstheiten.

    Früher Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea), ein typischer Frühjahrspilz im Buchenwald am Häckler Weiher, nährmineralreicxher Wegrand mit Brennnesseln und Klebrigem Labkraut

    Früher Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea), ein typischer Frühjahrspilz im Buchenwald am Häckler Weiher, nährmineralreicher Wegrand mit Brennnesseln und Klebrigem Labkraut (Foto Probst 22.5.16)

    Exkursionsziel Hepbacher-Leimbacher Ried, Raderacher Drumlinlandschaft

    Treffpunkt am 25.6.2016, am Wanderparkplatz bei Unterteuringen (Richtung Modellflugzeugplatz)

    Treffpunkt am 25.6.2016, am Wanderparkplatz bei Unterteuringen (Richtung Modellflugzeugplatz)

    Das Hepbach-Leimbacher Ried wurde 1983 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das 46 ha große Gebiet gliedert sich in einen Kernbereich nördlich der Kreisstraße 7742 und das Untere Ried südlich dieser Straße. Die bis zu 10 m mächtigen Torfschichten weisen darauf hin, dass sich das Ried schon direkt nach dem Rückzug des Rheingletchers am Ende der letzten Kaltzeit zu bilden begann. Es stellt den Rest eines ehemals großen Niedermoorkomplexes dar, dessen bemerkenswerte Flora und Fauna durch die Streuwiesennutzung begünstigt wurde. Heute wird das Gebiet durch einen kleine Heckrinder-Herde „gepflegt“, die vom BUND Markdorf und seinem Vorstandsmitglied Franz Beer betreut wird.

    Raderacher Drumlinlandschaft, 22.6.2013 (Foto Probst)

    Raderacher Drumlinlandschaft, 22.6.2013 (Foto Probst)

    Entstehung eines Drumlins

    Entstehung eines Drumlins

    Südlich wird das Gebiet von einer Reihe von Höhenzügen begrenzt. Diese auch als Drumlins bezeichneten Erhebungen sind aus Gletscherablagerungen hervorgegangen (Raderacher Drumlinlandschaft). Nördlich liegt der aus Molasseablagerungen gebildete Höhenrücken des Gehrenbergs, mit 754,6 m gut 300 m höher als die Riedflächen. Aus dem Ried entspringt die Brunnisach, die nach einem Lauf von 12 km bei Fischbach in den Bodensee mündet.

    Exkursionsweg um das Hepbacher-Leimbacher Ried

    Exkursionsweg um das Hepbacher-Leimbacher Ried

     

    Eiszeit bei Markdorf

    Autor: Thommi Gitter, entnommen aus: Markdorf, Geschichte und Gegenwart, 1990

    Aufgaben

    1. Die Panoramakarte gibt eine Vorstellung von der Landschaft um das heutige Markdorf  am Ende der letzten Kaltzeit. Erläutere von dieser Darstellung ausgehend die Entstehung des Hepbach-Leimbacher Rieds, des größten Niedermoorkomplexes des Bodenseekreises.
    2. Niedermoore wurden in der Vergangenheit teilweise trockengelegt, um eine bessere landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen, teilweise wurden sie als Streuwiesen genutzt. Erläutere, welche Bedeutung Niedermoore für Naturschutz und Landschaftsökologie haben und welche Pflegemaßnahmen ihrem Erhalt dienen können.

      Heckrinder-Bulle im Leimbach-Hepbacher Ried bei Markdorf, Baden-Württemberg (Foto Probst 2011)

      Heckrinder-Bulle im Leimbach-Hepbacher Ried bei Markdorf, Baden-Württemberg (Foto Probst 2011)

    3. Im und am Hepbach-Leimbacher Ried sorgt eine Herde Heckrinder für die Landschaftspflege. Charakterisiere diese Rinderrasse und erkläre die Namensherkunft. Erläutere die vorteilhaften Auswirkungen der extensiven Beweidung durch Heckrinder, insbesondere auf die Biodiversität.
    4. Erläutere die ökologische Bedeutung von Feldhecken. Nenne und charakterisiere drei für die Hecke oberhalb des Hepbach-Leimbacher Rieds typischen Heckengehölze und eine Grasmückenart, die wir hören konnten.

    https://www.bodenseekreis.de/umwelt-landnutzung/natur-landschaftsschutz/schutzgebiete/hepbacher-leimbacher-ried.html

    http://markdorf.bund.net/natur/schutzgebiete/nsg_hepacher_leimbacher_ried/

    http://rips-dienste.lubw.baden-wuerttemberg.de/rips/ripsservices/apps/naturschutz/schutzgebiete/steckbrief.aspx?id=939001000043

    Siehe auch:

    Saumbiotope – Grenzen und Übergänge

    Luzerne und Sichelklee

    Wiesen und Weiden – ergänzende Mateialien zum UB-Heft 375

    Auf dem Weg mit Franz Beer

    Auf dem Weg mit Franz Beer

    Bei der Beobachtungshütte

    Bei der Beobachtungshütte

    Blind auf dem Weg zum Aussichtspunkt

    Blind auf dem Weg zum Aussichtspunkt

    Blick aufs Hepbach-Leimbacher Ried am 27.4.2012 (Foto Probst)

    Blick aufs Hepbach-Leimbacher Ried am 27.4.2012 (alle Fotos Probst)

     

    Exkursionsziel Pfrunger-Burgweiler Ried

    Treffpunkt am 17.7.2016 beim Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf

    Treffpunkt am 17.7.2016 beim Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf

    Das Pfrunger-Burgweiler Ried ist mit 2600 ha nach dem Federseegebiet das zweitgrößte Moorgebiet Sudwestdeutschlands (Wikipedia). Von dieser großen Fläche sind heute immerhin noch ca. 150 ha als Hochmoorkomplexe erhalten. Es liegt an der Wasserscheide zwischen Rhein (Rotach) und Donau (Ostrach), 610 m ü.N.N. zwischen Molasse-Höhenzügen, deren höchster, der „Höchsten“, 837,8 m erreicht. Das Moorgebiet entstand aus einem See, der sich beim Rückzug des Rheingletschers bildete.

    1824 wurde das Gebiet vom Königreich Württemberg der evangelishen Brüdergemeinde übereignet (Gründung von Wilhelmsdorf, nach König Wilhelm I von Württemberg). Die Bewohner begannen mit der Kultivierung des Moores (Entwässerung, Torfabbau). Seit 1996 ist der Torfabbau untersagt.

    Unser Exkursionsweg zum Fünfeckweiher und zum Beobachtungsturm (Ausschnitt aus L 8122)

    Unser Exkursionsweg zum Fünfeckweiher und zum Beobachtungsturm (Ausschnitt aus L 8122)

    Empehlenswerte Literatur

    Zier, Lothar (2.A.1998) Das Pfrunger Ried. Stuttgart. (zu beziehen durch das Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf, email: shb@naturschutzzentrum-wilhlmsdorf.de)

    http://riedstiftung.de/

    http://www.igv-hirrlingen.de/dokumente/pfrunger%20ried%20wanderwege.pdf

    https://www.google.de/#q=shb-naturschutzzentrum+pfrunger-burgweiler+ried